Liebe Frau Trenka, wenn Ihr Foto einigermaßen aktuell ist, dann bin ich vermutlich mindestens doppelt so alt wie Sie. Ich habe in meinem Leben schon eine Mehrzahl wechselnder Moden, Ideologien und vermeintlich unbestreitbar richtiger Überzeugungen sowohl selbst vertreten als auch in meiner Umgebung beobachtet und erlitten. Inzwischen bin ich aus gutem Grund sehr viel skeptischer gegenüber allem, was althergebrachten und jahrhundertelang bewährten Wertvorstellungen, Einstellungen, Empfindungen und Ausdrucksformen so diametral entgegensteht wie z. B. die von Ihnen propagierte Horrorsprache. Auch unsere Väter und Mütter, unsere Großväter und Großmütter waren nicht dümmer und blinder als wir – im Gegenteil: Lebenserfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Faust: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen“ – nicht um es zu zerstören und durch eine Dystopie zu ersetzen. Am Ende Ihres Lehens werden Sie vermutlich entweder lachen oder sich schämen für einige ideologisch getriebene Verirrungen und für die schon etwas grenzwertige Selbstverständlichkeit, mit der Sie heute meinen, mich erziehen und durch Sprachvergewaltigung malträtieren zu dürfen. Hier hatten wir dieses unsägliche Thema übrigens schon einmal. Vorweihnachtliche Grüße aus München
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