Also im Grunde muss man doch schon mal vor dem, der sich diesen Move bei Personio ausgedacht hat, den Hut ziehen. Das war taktisch auf ganz hohem Niveau. Warum? Ganz einfach: Die Beraterschaft ist nicht wirklich zufrieden mit LODAS bzw. Lohn und Gehalt. Klar - die Programme machen, was sie sollen und das meist schneller als die bei der Konkurrenz. Aber zum einen fehlt das ganze drum herum. Die Optik ist wie von Windows 3.11-Zeiten. Datenerfassungen von Mandanten sind nur über problematische Umwege oder Fremdprogramme möglich (oder Lohn-Vorerfassung - das Markomegatool). Die digitale Personalakte ist auf Beraterseite OK - auf Mandantenseite gar nicht zu verkaufen. Und - und das wird jeder zugeben müssen (zumindest ist es bei LODAS so) - viele Änderungen in den Programmen stoßen an ihre Grenzen. Was wahrscheinlich einfach daran liegt, dass die Kernprogrammierung wirklich noch aus Windows 3.11-Zeiten oder gar aus DOS-Zeiten kommt. (Beispiel: Einfach mal in LODAS die rückgemeldeten Vorerkrankungszeiten beim Mitarbeiter ausblenden wollen.) Aber selbst wenn jetzt Personio mit einem Abrechnungsprogramm auf den Markt kommt, was mindestens genau so gut wie die Datev-Programme sind (oder vielleicht sogar ein Mü besser) - die Masse der Berater wird nicht das Abrechnungsprogramm wechseln. In der Regel aus Bequemlichkeit und eine Umstellung ist ja immer mit einer Menge Arbeit verbunden. Also schaut Personio zuerst nach den Sachen, die Datev nicht liefert. Irgendwann später hätten diese Dinge ja so wie so gemacht werden müssen. Hier hat man einfach die Reihenfolge geändert und das "Drumherum" vorgezogen. Und was man so hört - das Drumherum scheint gut anzukommen. Die Masse der Kunden (Berater und Mandanten) sind zufrieden. Nur der Import nach und der Export von Datev ist natürlich immer noch nicht so nice. Ja und dann kommt Personio und batscht ein eigenes Lohnprogramm auf den Tisch. "Ja - es tut mir leid, dass das mit dem Datenaustausch mit Datev immer noch nicht so super funktioniert. Aber guck mal - wir haben jetzt ein eigenes Lohnprogramm. Da kannst du dir den Datenaustauschquatsch sparen. Ist halt alles in einer Hand. Willst du es dir nicht mal angucken?" Sicherlich wird der eine oder andere sich das angucken. Und hier berichten. Und wenn das Programm wirklich etwas taugt ... Naja. Vielleicht macht der Wechsel dann doch Sinn? Und was wird passieren? Ein Berater wechselt ja nicht nur mit 3 Mandanten zu Personio und rechnet den Rest seiner Mandate weiter auf LODAS / Lohn & Gehalt ab. Nee - der wechselt ganz. Was hält ihn auch ab? Das Einzigste, was die Lohnprogramme noch in die restliche Datevwelt verzahnt, ist der Buchungsbeleg über das RZ und ein paar Analyseauswertungen. Das sollte ja verschmerzbar sein, oder? Und am Rande - wenn der Berater komplett gewechselt ist, wird er den einen oder anderen seiner Mandanten auch von dem Drumherum überzeugen können. Noch mehr Umsatz für Personio. Hat eben noch jemand, außer mir, das Geräusch im Hinterkopf, dass eine Slotmaschine macht, wenn sie drei mal Alge anzeigt? Das Ganze war also vermutlich von vorn herein nicht darauf ausgelegt, den Beratern ein paar Mandanten abzunehmen, die dann ihre Lohnabrechnung selbst machen. Meiner Meinung nach ging es eher darum, der Datev einen Schwung Berater abzunehmen. Oder um es in einer Analogie darzustellen, wie @vogtsburger: Wie bringt man einen Riesen zu Fall? Stell ihm Schuhe her, hilf ihm beim Anprobieren und zieh ihm dabei die Füße unter dem Körper weg. Just my 2 cents.
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