@seveneleven Ich wollte für einen Mandanten, der sich zum Jahreswechsel entschlossen hatte, sein Unternehmen zu verkaufen, die "Coronahilfen-Kiste" schnellstmöglich zu machen. Habe ich gleich nach der letzten Umsatzsteuervoranmeldung darum gekümmert. Nach Telefonaten mit der Hotline musste ich den Mandanten auf Mai vertrösten. Nachdem das Portal für die Endabrechnung endlich frei geschaltet war, habe ich versucht die Daten meines Mandanten zu erfassen. Es war nur leider nicht möglich. Das System hat den Fall, dass ein Mandant sein Unternehmen aufgibt und jetzt keine Mitarbeiter mehr beschäftigt leider nicht vorgesehen. Ich habe dann mehrfach mit der Hotline telefoniert, weil die Mitarbeiter dort mit dem Problem überfordert waren. Als ich die Endabrechnung fertig gestellt habe, mußte ich feststellen, dass die Beihilferegeln mal wieder geändert wurden. Ich durfte eine Nebenrechnung für die handelsrechtlichen Abschreibungen meines Einnahmen-Überschuss-Rechner erstellen. Zeitweise habe ich stundenlang immer wieder versucht mich in das Portal einzuloggen, weil ich immer wieder aus dem System geflogen bin. Dann hat das Portal die hochgeladenen Daten wieder verloren, als ich die Daten für das 2. Beihilfepaket hochgeladen habe. Nur nachrichtlich möchte ich noch darauf hinweisen, dass z.T. nicht die ausgezahlten und bewilligten Gelder angezeigt und der systemseitigen Abrechnung zugrunde gelegt wurden, sondern (gewürfelte?) Zahlen. Es gab aber glücklicherweise eine Systemmeldung, dass die Zahlen falsch sein könnten. Was ich Ihnen damit sagen will: Die Branche hatte es die letzten Jahre nicht leicht. Ich gehe davon aus, dass die allermeisten Kollegen alles menschenmögliche tun, um "ihre Mandanten" gut zu betreuen. Auf Grund des strafrechtlichen Haftungsrisikos (Subventionsbetrug!?) ist es verständlich, dass der Kollege die Coronabeihilfen selbst bearbeiten möchte. Kammern und der Verband haben sich alle Beinchen ausgerissen, um uns zu Helfen und mit den Fristen zu entlasten. Zumindest in meinem Netzwerk lagen die Nerven fristenbedingt zeitweise richtig blank. Wenn dann ein Mandant kommt, für den es subjektiv pressiert, dessen Fall aber objektiv noch 1/2 Jahr Zeit hat, der hat unter Fristendruck keine Prio. Mir hat es sehr geholfen. dass ich sehr transparent mit den Mandanten war. Die meisten, langjährigen Mandanten haben verstanden, wie groß der Druck war und ist. Wir haben über die Corona-Erfahrungen von beiden Seiten gesprochen. Die letzten Jahre waren für uns alle nicht leicht. Ich habe meinen Mandanten ganz offen gesagt, dass ich "Mangelverwaltung" betreibe und nicht nach der üblichen Reihenfolge die Fälle bearbeite (Fifo), sondern bei dem Mandanten, bei dem der Kittel am hellsten brennt. In dramatische Wirtschaftslage, die sich am Horizont abzeichnet, ist es wichtig, dass wir weiter vertrauensvoll zusammenarbeiten können. Mein Rat: Setzen Sie sich einen Schnutenpulli auf, packen Sie eine Flasche Wein ein und reden Sie einfach mal persönlich mit Ihrem Berater. Wir Steuerberater gehen auch als Menschen durch das Leben und nicht nur als Berufsträger.
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