Hallo Herr Müller, Achtung, wir begeben uns jetzt auf eine sehr persönliche Antwort auf ihre Fragen. Die Diskussion über die "richtige" Antwort auf Ihre Fragen beflügelt die Veränderung bei DATEV in meiner Wahrnehmung. Ich beginne mal mit diesen Fragen: Wer ist das "(Wertschöpfungs-)Team"? Wer agiert "nah am Kunden" und an welchem "Kunden"? Im Kern sind das immer noch die gleichen Teams wie vorher auch. Also Produkt- oder Dienstleistungs-Entwicklungs-Einheiten. Man könnte meinen: Ja, das ist doch nichts neues. Das kann ich absolut nachvollziehen. Aber eben nicht mehr organisiert in Silos mit eigenen Zielen, eigenen Chefs, und somit manchmal auch gegenläufigen Interessen, sondern Einheiten, die miteinander-füreinander-leisten und somit Wert für Kunden liefern. Wer die Vielzahl der Anwenderwünsche kennt fragt sich unweigerlich, wie dieser Berg von Wünschen "bearbeitet" werden soll? Welcher dieser "Wünsche" entstammt der Kategorie: "Ich will die Funktion, weil ich es schon immer so gemacht habe" oder "nice to have, but..", und welcher der Kategorie "Mehrwert für die (Mehrheit) der Anwender"? Das sind tolle Fragen. In der Vergangenheit lautete die Antwort darauf: "Um das zu klären musst Du mit X Instanzen sprechen. Und glauben Sie mir, X war zum Teil sehr groß. Also derjenige, der den Kundenkontakt hatte, konnte nicht selbst entscheiden, ob und wie relevant dieser Wunsch war. Man musste Schleifen drehen. Und es gibt einige Fälle bei denen man sich schon die Frage stellen kann, ob die Schleifen nicht mehr Zeit gebraucht haben, als einfach zu entscheiden und es ggf. umzusetzen. Ob etwas "richtig oder falsch" ist, löst man nur selten am Tisch. Agilität bedeutet im Kern solche kleinen Experimente zuzulassen. Ausprobieren. Die Reaktion im Markt beobachten. Lernen. Es beim n nächsten Mal besser machen. Im Idealfall wollen wir also nicht mehr "zentral entscheiden", was richtig und was falsch ist. Sondern wir legen zentral nur die strategische Ausrichtung fest, bspw. Stärkung der digitalen Zusammenarbeit zwischen Steuerberatern und ihren Mandanten. Ggf. entscheiden wir noch, welche Produkte zu unserer Kernkompetenz gehören und wo wir bewusst auf Partnerlösungen setzen wollen. Und dann entscheiden die Teams "vor Ort," die die Produkte und Dienstleistungen entwickeln und im ständigen Kontakt zu Kunden stehen, was sinnvoll ist und was nicht. Am Ende zählen dann Marktkennzahlen, bspw. die Kundenzufriedenheit oder Nutzungszahlen, um zu beurteilen, ob Teams in die richtige Richtung laufen. Es wird aber nicht alles abgestimmt oder erst einmal besprochen, sondern die "time to market," d.h. die Zeit von "Idee zum marktfähigen Produkt," soll deutlich verkürzt werden. Das Team verantwortet den Erfolg für das eigene Produkt / die eigene Dienstleistung. Welche Wünsche dafür umgesetzt werden sollten, entscheidet das Team. Das ermöglicht (theoretisch) auch eine viel schnellere und klarere Kommunikation. Achtung: Das ist ein Zielbild für eine ideale Organisation und beinhaltet eine starke Interpretation meinerseits. Das ist jetzt also keine "DATEV Wahrheit." Da sind wir heute auch noch nicht. Und vielleicht wird es auch Abstufungen geben müssen, bspw. werden manche Entscheidungen weiterhin zentral getroffen werden. Dennoch: Der Tenor ist klar, schneller entscheiden, mehr Handlungsfähigkeit bei den operativen Einheiten. Mehr Marktorientierung, weniger Beschäftigung mit internen Referenzen. Was ist bei dieser Änderung neu oder anders? Für mich persönlich die Abkehr von "Bevormundung." Allerdings muss sich diese "Idee" auch operativ tatsächlich erst noch beweisen und durchsetzen. Ich schrieb ja schon: Das ist ein Anfang. Aber ich finde es positiv, dass wir uns in diese Richtung bewegen und halte sie für den richtigen Weg. Aber um das klar zu stellen: Ich bin völlig bei Ihnen. Alten Wein in neuen Schläuchen braucht auch bei uns niemand. Unsere Wirksamkeit im Markt wird uns Recht geben - oder auch nicht. Und nicht, was ich heute hier schreibe und auch nicht, was wir bei den diversen Formaten nach außen kommunizieren. Viele Grüße Alper
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