Sehr geehrte Frau Riedel-Mann, es ist schön, dass Sie sich eingeklinkt und erläutert haben, was die DATEV bei ihrem Preismodell treibt. Die Antwort ist - leider - sehr durchsichtig. Und ich kann Ihnen aus meinen Gesprächen mit Mandanten rund um das Thema E-Rechnung folgendes versichern: DAS GANZE DRUMHERUM, MIT DEM DIE DATEV DIE PREISPOLITIK RECHTFERTIGT, INTERESSIERT DIE MANDANTEN NICHT! Es sei dahingestellt, ob das kurzsichtig ist oder nicht, es ist jedenfalls ein von mir erfahrenes Faktum. Und ich glaube nicht, dass ich im Vergleich zum Allgemeinen eine Sonderstellung einnehme und nur mit "Holzköpfen" zu tun habe. Erst gestern habe ich mit einem EDV-affinen Mandanten zu dem Thema gesprochen, weil er sich aktuell informieren wollte. Mein neutraler Bericht über die Möglichkeiten im Vergleich DATEV / agenda, bei dem ich für die DATEV-Lösung ungefähr die gleichen Argumente vorgetragen habe, die auch Sie in der Diskussion verwenden, hat bei meinem Mandanten eine klare Position hervorgerufen. Er wird die E-Rechnungsplattform der DATEV nicht nutzen, weil es zu teuer ist bzw. sein wird. Zumal agenda angekündigt hat, dass es eine "Weiterleitung zum Steuerberater" geben wird. Das große Ganze rund um die E-Rechnung lässt sich bestens für theoretische Diskussionen nutzen. Und man findet auch reichlich positive Aspekte. Wenn es um die Sicht des Standardmandanten geht, mit dem wir Berufsträger ganz viel zu tun haben, dann sieht die Welt aber anders aus. Da spüre ich, dass der Unternehmer genervt ist. Er wird von Gesetzes wegen schon wieder zum Büttel der Finanzverwaltung gemacht (O-Ton eines meiner Mandanten). Die Organisationsstrukturen der Unternehmen müssen angepasst werden, was natürlich nicht ins Tagesgeschäft passt. Viele Mandanten sind froh, wenn sie den EDV-Einsatz im Betrieb einigermaßen im Griff haben und handeln lieber nach dem Slogan "never-change-a-running-system", müssen nun aber neue EDV-Strukturen etablieren, von denen sie im Regelfall nicht viel verstehen. Deshalb brauchen sie externe Hilfe von EDV-Beratern, deren Stundensätze oft genug deutlich über dem liegen, was der Mandant gegenüber seinen Kunden abrechnet. Und dann müssen sie sich trotzdem noch mit der Anwendung beschäftigen, weil sie ja keine Wahl haben. Wie einfach ist dagegen die gedruckte Rechnung! Diese Puzzlestücke erhöhen den Frustrationsgrad. Glücklich ist der Standardmandant nach meiner Erfahrung mit der E-Rechnung nicht. Für die von Ihnen verwendeten Argumente hat er wohl kein Ohr - der Preis zählt. Wenn dann die Infrastruktur für den Preis auch noch sicher ist, nimmt der Mandant das gerne mit, wenn nicht... - so what? Das ist im Kurzen das Bild der gelebten Praxis, wie sie mir begegnet. Was will die DATEV mir also mit solchen Argumenten beibringen? Freundliche Grüße
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