Hallo Community, aufgrund der aktuellen Diskussion zum Thema möchten wir euch ein paar Einblicke geben, welche Themen uns in diesem Umfeld aktuell beschäftigen. Wir möchten damit auch zeigen, dass das Thema Performance sehr umfangreich ist. Die Hardware ist definitiv auch ein sehr wichtiger Faktor. Genau deswegen sind wir gerade auch dabei alle DATEV-SmartIT-Kunden auf neuere CPU-Generationen umzuziehen. Neben der Hardware gibt es aber eine ganze Menge weiterer Faktoren, die über die Betrachtung von Benchmarks oder eines Vergleichs von einzelnen Parametern weit hinaus gehen, auf die ich im Folgenden beispielhaft näher eingehen möchte. Vorab ist uns noch wichtig zu betonen, dass das Thema einer guten Performance ein Thema ist, an dem wir kontinuierlich arbeiten. Wir brauchen dafür auch die einzelnen Rückmeldungen und aufgrund der Komplexität auch häufig die Mitarbeit der Kunden. Daher noch einmal die Bitte, dass ihr euch bei uns im Service meldet, damit die Kollegen das System in die Tiefe analysieren können. Wir glauben, genau damit können wir zielgerichtet auch die individuellen Themen angehen. Wir möchten euch aber auch um Verständnis bitten, dass unsere technischen Experten keine moderierten Diskussionen zu den einzelnen Themen hier in die Community führen können. Ich kann aber gerne anbieten die eine oder andere Rückfrage per PM zu beantworten bzw. mir weitere Details einzuholen, falls Rückfragen auftauchen. Edge-Startverhalten / Auslastung / Browsing Microsoft hat den langsamen Erststart des Edge-Browsers vor einiger Zeit so gelöst, dass ein neues Feature eingeführt wurde: der „Startup-Boost“. Auf den meisten Client-PCs mit ausreichend RAM etc. wird dieser automatisch aktiviert. Das Feature sorgt dafür, dass beim ersten Anmelden/Starten des PCs der Edge für diesen User „mit minimalen Ressourcen im Hintergrund“ ausgeführt wird. Der eigentlich vom User durchgeführte erste Start ist damit gefühlt deutlich (~5-10 Sekunden) schneller (weil der Edge quasi zum Teil bereits gestartet ist). Dieses Feature ist aktuell bei uns deaktiviert, das hat mehrere Gründe. Der Boost führt dazu, dass jeder Anwender auf dem Server bei der Anmeldung am System immer einen Teil des Edge starten würde, d. h. der Anmeldeprozess würde sich verzögern, die Auslastung bei Start des Edge verschiebt sich in die Hauptanmeldephase und der Edge belegt im Anschluss Systemressourcen, auch wenn er vielleicht gar nicht genutzt würde. Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass dies wirklich nur den erstmaligen Aufruf vom Edge betrifft. Wurde er einmal geöffnet und läuft z. B. im Hintergrund ist das Öffnen einer weiteren Seite gleich schnell - egal ob Boost oder nicht. Wird der Edge allerdings vollständig vom Benutzer geschlossen ist auch der StartUp-Boost dahin und die Startzeit ist dann gleich „langsam“ und der Vorteil ist dahin. Wir konnten darüber hinaus feststellen, dass der Edge auf Windows Server 2022 schneller ist als auf Windows Server 2016, hier sind wir insbesondere bei der DATEV-SmartIT bereits in einem Upgrade-Prozess. Gleichzeitig erfolgt in der DATEV-SmartIT auch der Einsatz neuer CPUs, was an anderer Stelle bereits geschrieben wurde. Wir haben uns also bewusst dagegen entschieden, da wir unter Server 2022 auch ohne das Feature akzeptable Startzeiten des Edge beobachten und aktuell sowieso in einem Lifecycle sind. Auch das Benutzerverhalten hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Auslastung des Systems. Hier ein paar Beispiele: Einige Benutzer haben beim Start des Edge festgelegt, dass automatisch alle ihre Favoriten oder zuletzt geöffneten Seiten geladen werden. Das können dann schonmal mehr als zehn Seiten sein, die beim Edge-Start geladen werden möchten, zum Teil auch Tageszeitungen, deren Hauptinhalt aus interaktiven Werbekomponenten besteht. Auch die Nutzung von Webradios, Filehostingangeboten wie z. B. Dropbox oder gar Videodiensten für Meetings oder Schulungen hat zugenommen. Die Spiele der deutschen Mannschaft 2022 in Katar konnten wir an der Serverauslastung sehr gut nachverfolgen 😊. Das Surfverhalten ist von Kunde zu Kunde sehr individuell, aber nicht selten ein Thema, wenn es um hohe Serverauslastung geht. Das können wir aber nur im Rahmen eines gemeinsamen Blicks auf das System besprechen. Hier kommen wir dann auch teilweise mit dem Arbeitsrecht in Berührung, wenn es darum geht, ob private Internetnutzung überhaupt erlaubt ist. Es gibt in den Sozialen Medien und Plattformen mittlerweile auch genügend Angebote die als berufliche Nutzung gesehen werden können, das pauschale Sperren derartiger Angebote ist also auch nicht so einfach. Tradeoff Sicherheit/Funktionalität und Performance/Stabilität Virenscanner und Ransomware: Heute reichen auf Signaturen basierende Scanner zum Teil nicht mehr aus, auch ein einmaliger Komplettscan des Systems z. B. am Wochenende ist als alleinige Maßnahme nicht ausreichend. Wir nutzen mehrstufige Sicherheitssysteme. Ihr ahnt es bereits, das kann sich auch in eurem täglichen Arbeitsprozess bemerkbar machen. Hier sind wir auch in einem permanenten Optimierungsprozess. Mehr Softwareprodukte auf euren Systemen, heißt auch potenziell mehr Sicherheitslücken und komplexere Systeme. Gerne hier noch ein Beispiel: Microsoft hat den Edge vor geraumer Zeit im Rahmen eines Updates mal als Standard-PDF-Anzeige-Programm festgelegt, das hat zum Teil auch Auswirkungen auf die Vorschauanzeige im Explorer. Nun ist der Edge aber nicht immer das schnellere PDF-Anzeigeprogramm. Ebenso gibt es aber auch immer wieder mal Stabilitätsprobleme mit anderen PDF-Programmen, die hier teilweise abstürzten oder ganze CPU-Kerne gerne für sich beanspruchten. Dies nur als exemplarisches Beispiel für viele andere Softwareprodukte und Softwareplugins, die nicht von der Firma DATEV sind, aber mittlerweile fest in eurem Arbeitsablauf integriert sind, z. B. auch im Browser und in den Office-Produkten. Gerade beim Thema Stabilität von Anwendungen wird in der Wahrnehmung oft auch von schlechter Performance gesprochen, manchmal ist es aber einfach ein Programmteil, der abstürzt oder schlicht lange lädt. Beispielsweise können Outlook-Plugins so eingestellt werden, dass sie nicht mehr automatisch geladen werden, wenn sie zu lange Ladezeiten haben. Der positive Effekt: Outlook lädt wieder schneller; der negative Effekt: euch fehlt plötzlich eine Funktion. Wir haben uns in vielen Fällen für die Funktion entschieden, auch weil die Plugins teilweise von anderen Herstellern kommen, auf die wir keinen unmittelbaren Einfluss nehmen können. Spectre – Meltdown – Downfall sind sicherlich nicht für alle von euch ein Begriff, aber für uns ganz wesentliche Themen, um die Sicherheit eurer Systeme zu gewährleisten. Diese in der Vergangenheit durch Sicherheitspatches gelösten Lücken haben einen negativen Einfluss auf die Performance der verwendeten Hardware, zum Teil müssen wir das auch durch das Hinzufügen/Erweitern/Austauschen von Hardware lösen, z. B. dadurch, dass alle eher kleineren Systeme aktuell bzw. demnächst mehr RAM zugewiesen bekommen. DATEV-Software Zu einem überwiegenden Teil liegen die Daten der DATEV-Softwareanwendungen noch in einem SQL-Server. Es gibt nicht die eine Konfiguration, die für alle Kunden perfekte Laufzeiten bringt. Vor allem sehr große Datenbestände können längere Laufzeiten im SQL-Server verursachen. Dies kann sich auch beim Start des DATEV Arbeitsplatzes bemerkbar machen, wenn z. B. bestimmte Auswertungen geladen werden müssen. Hier können wir immer von zwei Seiten angreifen: die technische Optimierung des SQL-Servers bzw. der Datenbank selbst, aber auch durch Aufräumen und Archivieren von Altbeständen oder Daten, die im System offen sind und nie oder nicht mehr bearbeitet wurden. Auch die Nutzung der DATEV-Schnittstellen, z. B. über den DATEV Connect führt zu einem Datenzugriff auf dem SQL-Server, im schlimmsten Fall sorgt eine Abfrage einer anderen Software für viele Zugriffe auf die Datenbank. Der DATEV Arbeitsplatz bietet darüber hinaus die Möglichkeit, dass er beim Erstaufruf weitere Programme startet, was wiederum zu kurzzeitigen Lastspitzen führen kann. Darüber hinaus analysieren wir mit der Entwicklung gemeinsam insbesondere beim Einsatz neuer Softwareversionen, wie sich bestimmte Programmaufrufe bzgl. der Laufzeit entwickeln. Manchmal lässt sich eine schlechtere Laufzeit aber nicht verhindern, z. B. wenn ein zusätzliches Feature implementiert wurde. Dies ist aber ebenfalls eine von uns permanent wahrgenommene Aufgabe im Rahmen der Performanceanalyse, schließlich sind DATEVasp und DATEV-SmartIT-Kunden die ersten Kunden, die in hoher Anzahl die neuesten Softwarestände der DATEV einsetzen. Datenleitungen Auch die Datenleitungen haben zum Teil Einfluss auf die bei euch wahrgenommene Laufzeit. Ihr werdet sehr schnell merken, wenn eure Internetleitung eine Latenz über 100 ms hat. Leider äußert sich das für euch in erstmal trägen Antworten der DATEV-Anwendungen (da die Maus-/Tastatureingaben verzögert beim Server ankommen). Beim Surfen auf eurem lokalen Rechner oder mit einem kleinen Ping werdet ihr dies in der Regel nicht bemerken, die Webseite wird vielleicht 1-2 Sekunden später aufgehen. Die Ursachen sind auch hier für uns zum Teil nur sehr schwer zu greifen, liegen aber oft auch in der lokalen Kundenumgebung. Wenn die Auslastung der Leitung auch an die Kapazitätsgrenze geht, steigt die Latenz, wenn im lokalen Netzwerk nicht entsprechende Priorisierungen greifen. Es kann schonmal dazu kommen, dass lokal ein Gerät ein Windows-Update oder einen Datei-Up-/Download startet und der Router keine geeignete Priorisierung der Datenströme beherrscht. Eine Datenleitung ist nicht automatisch gut, nur weil euch theoretische Bandbreiten mit 500 Mbit oder 1 Gbit versprochen werden. Wenn die Latenz zu bestimmten Tageszeiten schlechter wird, werdet ihr dies merken, auch wenn die Auslastung der Leitung vielleicht gerade mal bei 20 Mbit liegt. Gerade das Thema Leitung liegt bei der DATEV-SmartIT nicht in der Hand der DATEV kann aber auch einen nicht unerheblichen Einfluss auf die wahrgenommene Performance haben. Wir hoffen mit diesen Ausführungen für etwas mehr Klarheit und Verständnis sorgen zu können. Viele Grüße Christian Schmidt DATEV eG Teamleiter Produktmanagement DATEVasp und DATEV-SmartIT
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