unsere Geschäftsführung fragt nach einem Dokument zu RZ Desaster Recovery Plan oder RZ Iso Zertifizierung.
Die konkrete Frage ist:
sollte es zu einem längerfristigen Stromausfall in Deutschland kommen, wie lange wäre das DATEV RZ noch erreichbar und wie lange würden die Löhne verarbeitet werden.
Gibt es ein Dokument, das bezüglich Desaster Recovery mehr ins Details geht als
http://www.datev.de/info-db/1080192 ?
Beitrag als eigenes Thema abgetrennt und Titel angepasst.
@enrico_klorenz schrieb:
sollte es zu einem längerfristigen Stromausfall in Deutschland kommen, wie lange wäre das DATEV RZ noch erreichbar und wie lange würden die Löhne verarbeitet werden.
Gegenfrage: Wo kann ich mir mein Papiergeld dann abholen, wenn der Bankautomat ohne Strom keins ausspuckt? Und wenn ich dann doch noch einen Monat mein Gehalt bekomme - ob man dann gesellschaftlich noch sehr weit kommt?
Und wenn der Automat kein Strom hat, kann ich auch nicht digital mit der Apple Watch zahlen.
Also ist super, wenn DATEV noch rechnen kann und mir am Ende noch Geld überweist bzw. die Bank aber nutzt mir auch nichts, wenn ich da nicht dran komme 😂.
Das DATEV RZ wird mit Strom versorgt sein (Notfallpläne greifen).
Wie aber sieht es mit der digitalen Infrastruktur in Deutschland aus?
Wie sieht es mit der Kanzleiinfrastruktur aus?
Ich vermute eher, dass das RZ Strom haben wird, aber wir als Anwender Probleme haben werden dann auf das RZ zuzugreifen, weil die digitale Infrastruktur zum RZ gestört sein wird.
PS: Aber halte ich insgesamt für ein unrealistisches Szenario.
Und wenn ich dann doch noch einen Monat mein Gehalt bekomme - ob man dann gesellschaftlich noch sehr weit kommt?
Wenn Du Abbuchungsaufträge hast, kannst Du ruhigen Gewissens behaupten, dass die Miete und die Nebenkosten, insbesondere Strom, bezahlt wurden. Zumindest davon ausgehend, dass die Rechenzentren der Banken mindestens genauso ausfallsicher sind wie das Datev-Rechenzentrum. 😁
Wie will denn die Geschäftsführung bei einem längeren Stromausfall den eigenen PC einschalten? Das gilt es als erstes zu klären.
Ansonsten fragen wir einfach mal wie froß der Dieseltank in den jeweiligen RZ ist. Daraus lässt sich dann die Stützzeit ausrechnen, wobei eine Komponente nicht geklärt ist. Welche Stützzeit hat die Internetanbindung der RZ, die liegt nämlich nicht in der Hand von DATEV.
Die Leitung hat zwei Enden, auch wenn einer draufsteht.
Blackout in Deutschland und dann denkt man als erstes an die Lohnabrechnung? Ich glaube ich würde mir im wichtigere Dinge Gedanken machen. Und wie soll das RZ erreichbar sein, kein Strom, kein Internet. Wie will man den ohne Strom überhaupt arbeiten und Daten senden.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/blackout-deutschland-101.html
@glasida haben Sie natürlich recht das wir bei einem möglichen Blackout wohl andere Probleme haben als Lohnabrechnungen. Ich hoffe innigst das es nicht Passiert - aber das Risiko ist da und kann Eintreten.
Arbeiten wäre grundsätzlich möglich mit PV-Anlage am Dach, Stromspeicher und möglichst großer unabhängigkeit der Räume von der öffentlichen Stromversorgung.
Durch die ständig fortschreitende Verlagerung von Daten und Anwendungen in die "Cloud" ist die absolute Schwachstelle das Internet und die zentralen Rechenzentren. Womöglich könnte ich etwas länger als andere Arbeiten mit den Programmen im Haus (Mehrwertpaket), lokalem Server, lokaler Datenhaltung bis auf das wo das RZ die "Drehscheibe" ist und vielen Mandaten die noch nicht "digitalisiert" sind. Steuererklärungen und Jahresabschluss, mit den lokalen Programm und Datenhaltung könnte ich bei den "nicht digitalisierten" wohl weiter bearbeiten für eine gewisse Zeit (obwohl ich nicht anrufen könnte oder e-mail schicken..). Wo weitere Schwachstellen wären würde sich erst im worst case zeigen - aber ich wills eigentlich gar nicht wissen. Vielleicht solle ich aber doch mal an einem WE den Stecker vom Internet ziehen und schauen was ich in der Kanzlei arbeiten könnte 🤔
Mir geht es ansich um die grundsätzliche Frage ob die "Staubsauger-Mentalität" der DATEV, alles in die Cloud zu ziehen (Smart-IT, ASP, Verteuerung Mehrwertprodukte bzw. On-Premise Produkte werden teurer als Cloud-Lösung und werden irgendwann gar nicht mehr angeboten) und man im laufe der Zeit keine andere Wahl mehr hat, überhaupt richtig ist.
Ich persönlich bin halt ein Vertreter von dezentraler Möglichkeiten die weiterhin zur Wahl stehen sollen - vielleicht unbequemer, vielleicht teurer aber vielleicht auch stabiler... Wahrscheinlich müsste nach einem möglichen (hoffentlich dann kurzem) Blackout die Strategie "Alles in die Cloud" überhaupt auf den Prüfstand und Überdacht werden.... (nur meine Persönliche Meinung - ich will nicht zurück in die "Steinzeit" aber mich erschreckt halt Umfang und Geschwindigkeit von manchen Entwicklungen bei gleichzeitigem Entzug von Alternativen).
Wie lange das DATEV-RZ in vollem Umfang weiterbetrieben würde wissen wohl nur die Personen die dort "Notfallpläne" haben. Vermute aber das das RZ bei einer unklaren Stromversorgungslage relativ schnell nicht mehr erreichbar wäre, auf einen Minimalstbetrieb runtergefahren würde um mit der internen Notstromversorgung relativ weit zu kommen.
Off-Topic: Sehenswert in der BR-Mediathek die Folgen von "Alles Finster" - macht man sich schon Gedanken.
Ich beschäftige mich auf Grund meiner Tätigkeit im DRK seit Jahren mit Kritischer Infrastruktur: Und für mich war das Thema Blackout - Definiert als plötzlich (in Sekunden) auftretender, lang anhaltender (Tage, Wochen!) und großflächiger (mehr als ein Landkreis) Stromausfall - für die Steuerberatungskanzlei kein Thema: Bei Blackout sind wir nicht mehr arbeitsfähig.
Selbst, wenn wir in der Kanzlei Notstromversorgung (Stromerzeuger, besser PV mit ordentlichem Speicher) hätten: Das fängt damit an, dass die Internetverbindung nach wenigen Stunden nicht mehr da ist, da alle Vermittlungsstellen auf Strom angewiesen sind. Mobilfunkmasten (4G/5G) sind zwischen 2 und 4 Stunden gepuffert - dann ist da auch Ende.
Internet via Starlink geht dann noch, aber das ist auch das einzige. Telefon (VoIP) geht dann auch nicht mehr, ISDN sowieso nicht und die alte Kupferleitung hat wahrscheinlich keiner mehr. Man kann nicht mal mehr schreddern...
Das DATEV RZ wird sicherlich länger erreichbar sein, als wir in der Lage sind, überhaupt rauszukommunizieren.
Das echte Blackout-Szenario in einer Kanzlei bedeutet, die Ablage zu machen, die geht, aufzuräumen und die Türen gut abschließen (von außen). Denn in dem Fall hat jeder so seine eigenen Probleme zuhause und muss da dafür sorgen, die nächsten Tage über die Runden zu kommen.
Mein großer Appell an alle ist, privat vorzusorgen (anlasslos!): Dokumentensicherung, Nahrungsmittel, Hygiene und Medikamente - halt alles, was man so für 10 Tage braucht, auch da zu haben: https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html
@alexanderhermelink schrieb:
Das fängt damit an, dass die Internetverbindung nach wenigen Stunden nicht mehr da ist, da alle Vermittlungsstellen auf Strom angewiesen sind. Mobilfunkmasten (4G/5G) sind zwischen 2 und 4 Stunden gepuffert - dann ist da auch Ende.
Wenn das reicht... erst dieses Jahr im Stubaital erlebt. Nach 30 Minuten sind die mobilen Netze auch zusammengebrochen. Wir hatten zudem einen "Logenplatz" mit direkter Sicht auf die Feuerwehrdienststelle in Neustift. Es war ein absoluter Fail... Die Feuerwehr war auch Stunden nicht in der Lage das eigene Gebäude zu versorgen. Digitalfunk war dann auch nicht mehr, die Männer und Frauen haben dann Meldeketten mit Fahrzeugen eingerichtet...
Fakt ist, und dessen sind sich die Betreiber anscheinend nicht bewusst, dass die Menschen heutzutage sofort und und massiv von Festnetz nach Mobil orientieren. Und mit steigender Last auch steigender Stromverbrauch am Mast/Vermittlung. Und schon gehen auch dort schneller die Lichter aus...
Was die Situation bei DATEV angeht:
Ich habe in früheren Zeiten noch Führungen im DATEV-RZ 1 erleben dürfen (geht heutzutage leider nicht mehr). DATEV hat mehrere Notstromversorgungen und Lieferverträge für Diesellieferungen um auch über mehrere Tage das RZ am laufen zu halten. Aber das hilft alles nichts, wenn die $Telekomunternehmen ebenfalls keinen Saft mehr haben...
Beste Grüße
Christian Ockenfels
@alexanderhermelink schrieb:
Telefon (VoIP) geht dann auch nicht mehr
Wenn StarLink geht, müsste auch VoIP gehen? Sofern der VoIP Provider denn noch Strom hat.
....und derjenige, den ich anrufen will.... 😃
Hat auch StarLink? #Ökosystem 😂
Die Frage wäre ja auch, ob Datev als kritische Infrastruktur betrachtet werden würde. Ich könnte mir gut vorstellen, dass bei einem echten großflächigen Stromausfall auch mal seitens der Politik anders reagiert werden könnte.
So z. Bsp., ob Dieselreserven für Notstromaggregate nicht besser für das benachbarte Krankenhaus benötigt wird und einfach beschlagnahmt wird. Da helfen dann die besten Vorsorgen nicht.
Die Wahrscheinlichkeit von regionalen Stromausfällen ist wesentlich höher und diese könnten wir mit Invertern, zumindest zum Teil, überbrücken und, zumindest zum Teil, lokal weiterarbeiten.
Bei bundesweiten oder sogar EU-Verbundsystemweiten Ausfällen haben wir ganz andere Probleme als Arbeit, DATEV usw.
Die DATEV ist mit Sicherheit keine kritische Infrastruktur:
„Kritische Infrastrukturen (KRITIS) sind Organisationen oder Einrichtungen mit wichtiger Bedeutung für das staatliche Gemeinwesen, bei deren Ausfall oder Beeinträchtigung nachhaltig wirkende Versorgungsengpässe, erhebliche Störungen der öffentlichen Sicherheit oder andere dramatische Folgen eintreten würden.“
@alexanderhermelink schrieb:halt alles, was man so für 10 Tage braucht, auch da zu haben
Warum nur 10 Tage? The Walking Dead läuft immer noch.
Nachdem wir als Steuerberater ja auch zu den systemrelevanten Berufen gehörten....
... könnte man bei der Datev sicher auch einen Hebel finden...
... immerhin werden z. Bsp. 14 Millionen Lohnabrechnungen über Datev gemacht, für die Steuern und SV-Abgaben geleistet werden.
Aber ich bin ganz bei Ihnen.
Da gibt es aber auch erheblich weniger Menschen....
Systemrelevant ja: Wichtig für die Wirtschaft und die Menschen.
Kritische Infrastruktur ist aber platt gesagt: Es sterben Menschen, wenn es nicht mehr da ist. Und da sind wir Steuerberater eher weiter hinten in der Reihenfolge...
@alexanderhermelink schrieb:Da gibt es aber auch erheblich weniger Menschen....
Ich wollte damit sagen, dass ich 10 Tage für sehr kurz halte, falls es wirklich zu einem Blackout kommt.
Also unser Finanzminister würde sofort sterben, wenn es keine Steuereinnahmen mehr gäbe und er die Schuldenbremse nicht einhalten könnte. 🤣🤣
„Blackout“: Alle Folgen online auf Joyn – kommt eine zweite Staffel? (kino.de)
Für alle die es noch nicht kennen, nach RTL kamen die 6 Folgen im Free TV Österreich vermutlich in der Mediathek abrufbar. Ich fand das bis auf das Ende ziemlich eindrücklich und auch hier merkt man schnell an was man alles nicht denkt oder gedacht hat.
Wenn man sich über das Thema Blackout Gedanken macht, dann wird man schnell merken, dass bei einen Blackout nicht mehr viel funktioniert.
Zunächst ist in der eigenen Kanzlei kein Strom mehr vorhanden. Dies bedeutet
- Desktop-Arbeitsplätze aus,
- Netzwerktechnik Hub/Switches/Modem/Router/Telefonanlage aus,
- Drucker aus,
- Server läuft noch solange die USV Strom hat.
Eine einfache Photovoltaikanlage produziert beim Blackout auch keinen Strom mehr. Dafür braucht es schon eine Photovoltaikanlage, die für einen Inselbetrieb ausgelegt ist. Selbst wenn man die eigene Kanzlei mit Photovoltaikanlage/Speicher im Inselbetrieb versorgen kann, stellt sich die Frage, ob die Photovoltaikanlage in den Wintermonaten genug Strom für einen normalen Kanzleibetrieb erzeugt.
Selbst wenn die eigene Kanzlei Strom hat und auch das DATEV-Rechenzentrum, dann hab ich meine Zweifel, dass eine Verbindung zu Stande kommt. Dies würde voraussetzen, dass sämtliche Netzwerktechnik/Verbindungsstellen zwischen Kanzlei und RZ noch auf Notstromversorgung laufen. Ich denke aber eher, dass sämtliche Kommunikation zusammenbricht (Telefon, Mobilfunk, Internet, Email, Fax).
Selbst wenn die Kanzlei Strom hat, stellen sich weitere Fragen:
- Kommen die Mitarbeiter noch in die Kanzlei?
- Wie funktioniert der Ausstausch mit dem Mandanten? Bringen diese Unterlagen/Ordner/Angaben in die Kanzlei?
- Wie kommen die Arbeitsergebnisse zum Mandanten? Gibt es überhaupt Arbeitsergebnisse?
das sollte man schon durchspielen und auch genug -lange- Verlängerungskabel da haben ;-).
"- Wie kommen die Arbeitsergebnisse zum Mandanten?"
sowas ist dann auch eher zweitrangig...
... rel. kurze Stromausfälle (einige Stunden bis wenige Tage) sollte man im On Premises-LAN schon überbrücken können ...
... mit einem Stromgenerator ...
... ist in einigen Ländern schon fast Routine ...
@bodensee schrieb:„Blackout“: Alle Folgen online auf Joyn – kommt eine zweite Staffel? (kino.de)
Das Buch dazu von Marc Elsberg ist m.M.n. um Längen besser.
eigentlich ist die frage spannender: was passiert, wenn das rz (alle standorte) herunter gefahren werden müssen und später wieder an gang gebracht werden müssen..
komplettausfallübung hab ich noch nicht gesehen?!
dazu kommen die chaotischen umstände (es werden nicht alle erforderlichen ma vor ort sein)
Nicht immer aber meistens ist das Buch besser, habe ich nicht gelesen und auf die Serie eigentlich auch nur durch Zufall wg. Moritz Bleibtreu gestossen.
Hallo zusammen,
eine spannende Frage in spannenden Zeiten.
Was ich dazu sagen kann, ist Folgendes: Für unser Rechenzentrum haben wir grundsätzlich Notfall- und Wiederanlaufpläne für unterschiedliche Szenarien. Diese Pläne werden regelmäßig aktualisiert und ihre Umsetzung trainiert.
Ich bitte um Nachsicht und Verständnis, wenn ich hier so nebulös bleibe, obwohl ich ein Freund von Klartext bin. Aber zu Sicherheitsfragen äußern wir uns aus nahe liegenden Gründen nicht im Detail.
Und wie andere hier schon geschrieben haben: Was nützt das schönste noch funktionierende RZ, wenn rundherum nichts mehr geht.