Das ist eine interessante Diskussion die sich hier entwickelt. Datev trägt zu dieser Misere seinen Teil bei. Diese ganzen Unzulänglichkeiten, die Entscheidungen wie beispielsweise die Telemodul-Sache – dazu ist alles gesagt. Das ist aber auch nur ein Teil des Ganzen. Mir fehlt hier das „große Ganze“ was diskutiert werden muss und da richte ich mal den Blick in die Bonner und Berliner Republik. Unser ganzer Verwaltungsapparat und die komplette Gesetzesstruktur ist >75 Jahre alt, vieles sogar noch älter und basiert auf der Zeit Preußens. Statt mal richtig zu reformieren wurde immer wieder etwas draufgebastelt, wir kennen es von den Steuergesetzen. Das führt zu dem Ergebnis dass Digitalisierung die Dinge eigentlich noch schlimmer macht anstatt es zu verbessern. Sehen wir ja aktuell bei der eAU-Geschichte, von der Grundidee her super aber von der Umsetzung in der täglichen Arbeit eine Katastrophe. Ich habe mich immer gefragt was in Bonn, heute Berlin, überhaupt vorgeht. Wer denkt sich seit 70 Jahren sowas aus? Sind es Leute die in Kasernen leben und irgendwelche Dinge rauchen und dann sowas fabrizieren? Dazu kommt dieser unsägliche Lobbyismus. Unsere geschätzten Kollegen von den Big4 gehen im (derzeit klassisch neoliberalistisch geführtes) Finanzministerium seit Jahrzehnten jeden Tag rein und raus – ein offenes Geheimnis. Auch die haben ihren Teil zu den Problemen unseres Berufstandes beigetragen. Wohin führt das Ganze? Guckt Euch doch mal Berlin an. Die Verwaltung, genauer Bürgerverwaltung, da geht nichts mehr. Wir verwalten uns sprichwörtlich zu Tode. Die Katastrophe im Ahrtal hat es ja eindrucksvoll gezeigt. Wir haben eine Krise der Energieversorgung, der Medikamentenversorgung, des Gesundheits- und Pflegesystems, Fachkräftemangel. Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Die Klimakrise!!! Wir dürfen uns noch über eine weitreichende soziale Absicherung freuen, aber das System bröckelt. Wir haben uns vielerei abhängig gemacht und hängen immer noch daran. Die Verwaltung ist nicht in der Lage diese Probleme ansatzweise zu lösen und der Politik fehlt es an Willen und Courage vor den eigenen Wählern. Stattdessen ruhen wir uns auf unseren Wohlstand aus und lassen den gescheiterten Kapitalismus einfach weiterlaufen. Um mal den Bogen zurückzuschlagen: Ich bin seit knapp 20 Jahren in diesem Beruf als StFA und habe leider erfolgslos die Stb-Prüfung geschrieben und von weiteren Versuchen abgesehen. Die Arbeit an Corona-Hilfen und die Grundsteuer haben mir den Rest gegeben. Ich fühle mich als Handlanger und Hilfskraft der Finanzverwaltung und der jeweiligen politischen Führung. Ich hasse das was aus dem Steuerwesen gemacht wurde. Ich hasse die Arbeit im Lohnbereich. Das ist schlichtweg nicht mehr handlebar. Ich gehe meist mit Bauchschmerzen zur Arbeit, nicht dem Arbeitsplatz wegen, sondern des Berufes wegen. Ich bin ausgebrannt und habe keine Motivation mehr. Auch Datev hat dazu seinen Teil beigetragen. Und das Schlimmste: Man kann aus seiner Position heraus die Dinge nicht verändern. Ich werde die nächste Gelegenheit nutzen um aus dem Beruf komplett auszusteigen, möglichst auch keine entsprechende Tätigkeit in der freien Wirtschaft, vielleicht Absprung in die IT aber das Leben ist kein Wunschkonzert. Es ist nicht nur die Bezahlung, Geld ist nicht alles. Der Fisch stinkt vom Kopf her. Unsere Probleme sind nur ein Teil des Ganzen. Wir haben gewaltige Probleme vor uns, und die nächsten 30+ Jahre werden für Deutschland extrem schwierig.
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