Die Belastungsgrenze war vor Corona durch stetige Mandatsanfragen und immer mehr Arbeit bereits am Limit, wo wir nun seit 3 Jahren dauerhaft drüber sind. Ernstgemeinte Mandatsanfragen wöchentlich 5-10. Abgelehnt werden quasi alle, obwohl langjährig bestehende Unternehmen mit Fibu-Umsätzen von 200T-1000T€ inklusive Lohn stetig anfragen. Wenn Mandanten aufgrund einer Verbindung zum bestehenden Mandat aufgenommen werden, dann ergibt sich zwangsläufig die Frage, welcher Mandant herauskomplimentiert wird (durch drastische Honorarerhöhung, die eh hinfällig war oder gleich Kündigung). Die Zeiten sind vorbei, dass wir jeden Mist bearbeiten dürfen und bei Rechnungslegung dazu uns dann noch erklären sollen. Soll der Mandant mal bei einem Handwerker machen, da brauch er die nächsten Jahre nicht mehr anzurufen. Die Steuerberater rotieren hier dauerhaft durchschnittlich mit 50 Stunden+ die Woche, in der Spitze deutlich mehr und spielen nebenbei noch Krankenpfleger: Die Mitarbeiter sind nämlich ausgelutscht und werden gepflegt, sogut es geht. Hier können wir keine 6-Tage-Woche „anbieten“, da der Einsatz nicht beschränkt wär…Wir gleichen dies durch die Anzahl von StFa aus. So können wir richtig gute Arbeitsbedingungen bieten (Arbeitszeit im Verhältnis zum Gehalt usw.). Wir bilden seit Jahren regelmäßig aus und haben eine jährliche Einstellungsquote von 1 Azubis auf 3 StFA. Das heißt, auf 3 StFA kommt jährlich ein Azubi hinzu. Immer die Voraussetzung, geeignete Bewerber zu finden, was sich immer wieder abenteuerlich gestaltet und in den letzten Jahren nicht immer gelang. Azubis werden bei Eignung natürlich ausnahmslos übernommen. Mir graut´s trotzdem vor der schieren Masse an aktuell und zukünftig zu bewältigenden Arbeiten. Unsere (langfristigen) Maßnahmen um den Kanzleibetrieb im Griff zu behalten, wobei wir die Grundsätze seit Jahren schon umsetzen: - Honorarpolitik auf Mittelzehntelsätze ausgerichtet, Pauschalhonorare gibt es von unserer Seite nur, wenn diese attraktiver als der Ansatz von Mittelzehntelsätzen ist und dadurch die Abrechnung schneller von der Hand geht. Die Mandanten kommen teilweise von StB, wo wir das 2 bis 3-fache an Honorarvolumen zu Fibu/JA aufrufen als bisher. Da brauch ich mich nicht wundern, dass die StB da nicht von der Stelle kommen. Akzeptiert werden die Honorare trotzdem. Wir setzen einfach die Tabelle an. Bestandsmandate wurden angepasst, wo es notwendig war und im Verhältnis zu anderen Mandanten angebracht erschien. Quersubventionierung von Mandanten gibt es bei uns nicht. Vorteil: Wir können für StFA Marktgehälter+ zahlen, Headhunter und freie Unternehmen beißen sich bei unserem Personal die Zähne aus. - Existenzgründer, Kleinst- und Privatmandate werden zu 99% sofort abgelehnt. Der Rest auch, es sei denn, ein ganzer Schwung an Mandanten würde gehen, was hypothetisch ist - Wir arbeiten quasi ausschließlich digital, um die Prozesse mit unseren Mandanten effizienter zu gestalten. Der Mandant hat in der Regel auch keine Zeit mehr, vorbeizukommen und seine Ordner monatlich bei uns abzuladen. Alle anderen Gründe, die für die Digitalisierung sprechen, mal außen vor gelassen. - Als Steuerberater sind wir Datenverarbeiter, und zwar mit einer schieren Masse an Mandantendaten. Ich habe Hoffnung in den Fibu-Automaten, der uns helfen könnte, die Massenverarbeitung zu beschleunigen und Mitarbeiter zu entlasten. Wenn ich höre, dass Steuerberater beraten sollen und die Datenverarbeitung (Fibu/Lohn, auch JA?) ausstirbt, kann ich nur müde lächeln. Der Mandant hat aussagekräftige Forderungen, die lauten, aussagekräftige Zahlen zu liefern und ihm alles andere (FA, KK, Behörden) vom Hals zu halten, damit er sich um sein Tagesgeschäft kümmern kann. Das machen wir. Wir verstehen uns quasi als Bodyguard des Mandanten. Alles andere ist Blümchenwelt und Marketinggelaber von Kanzleiberatern. Das ist bei uns der Alltag, die Realität.
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