@martinkolberg schrieb: Ich sehe Ihren Punkt hinsichtlich zunehmender Automatisierung – und ich stimme völlig zu, dass wir ohne moderne Prozesse langfristig nicht wettbewerbsfähig bleiben. Gleichzeitig zeigt sich in der Praxis, dass bei einer sinnvollen Belegsortierung der Spagat zwischen automatischem Buchen und einer qualitativ sauberen Buchhaltung durchaus machbar ist. Viele Standardfälle – insbesondere Wareneinkäufe – werden ja bereits heute sehr zuverlässig erkannt und korrekt verarbeitet. Die wirklichen Zeitfresser sind aus meiner Erfahrung die neuartigen oder gemischten Belege: Bewirtung, Deko, einmalige Anschaffungen oder – ganz klassisch – die Unsitte, alles Mögliche einfach über Amazon zu bestellen. Der tägliche Wahnsinn: Drei Tonerkartuschen, Weihnachtsdeko, Kunstschnee, Bürobedarf und Berufskleidung – alles am selben Tag, bei unterschiedlichen Amazon-Händlern, aber selbstverständlich über denselben Firmenaccount. Am Ende landet dann eine 15-seitige PDF mit einem halben Dutzend verschiedener Rechnungen, unterschiedlichen USt-Sätzen (19 %, EU-Erwerbe etc.) im System. Das kann keine Automatik zuverlässig auseinanderdividieren. Und auch eine pauschale Zuordnung zu „Betriebsbedarf“ scheitert, weil es ja in diesem „Multibeleg“ gar keine einheitliche Summe gibt. Deshalb mein Vorschlag: Lassen wir diese spezielle Sonderfälle einmal außen vor – solche Amazon-Mischbelege entziehen sich (derzeit) jeder Cloud-Automatisierung. Vielleicht werden solche Fälle im Rahmen der internen Qualitätskontrolle nochmal gesondert betrachtet. Hier geht es hier primär um die Frage der Cloud-Realisierung. Völlig richtig. Ich habe eine klare Regel bei Mandanten: Sie machen es so, wie ich es ihnen vorgebe. Aus meiner Sicht ist das Problem bei Amazon schon mal, dass die allermeisten Mandanten keinen Business Account haben. Wenn sie den haben, müssen sie die Rechnungen manuell runterladen, was oft vergessen wird. Also setzen wir uns mit unserem Mandanten am Anfang 2 - 3 Stunden hin und sprechen die Prozesse durch. Gibt es keinen Amazon Business Account legen wir den mit ihnen zusammen an. Danach richten wir Invoicefetcher ein und den automatischen Übertrag in DUO. Damit haben wir schon mal das Problem der USt bei igE und die fehlenden Belege erledigt. Jeder Mandant muss auch eine Tankkarte haben, weil ich keine Lust habe, mich mit dutzenden Tankstellenbelegen, die auch gerne mal fehlen, rumzuärgern. Ich erwarte auch, dass die Mandanten ihre Ausgangsrechnungen zumindest in Excel anliefern. Am liebsten ist mir natürlich ein Datev-Import. Und in Bank Online wird jeder Bewegung der entsprechende Beleg zugeordnet, damit kein Beleg fehlt. Wir müssen die Prozesse auf Mandantenseite in den Griff kriegen, ansonsten ärgern sich unsere Mitarbeiter immer wieder mit den gleichen Problemen rum. Mit dem Weg, den die Datev jetzt geht, wird jeder Mandant, der weiter sein eigenes Chaos verwaltet, für die Kanzlei zu einem Groschengrab. Ob das in der Cloud oder on premise ist, ist letztlich egal.
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