Hallo Community,
die DATEV hat den Vorabrechner in Erbschaft- und Schenkungsteuer comfort zum 27.11.25 gekündigt (
https://go.datev.de/leistungsaenderung-vorabrechner). Begründung: Zu geringe Nutzung.
Ich bin etwas überrascht. Wir nutzen die Berechnung für die Grundstücke und auch für die Schenkungsteuer sehr intensiv; gerade wenn es mal um eine erste Berechnung geht.
Ist die Nutzung wirklich so gering?
Danke & Viele Grüße,
Bernhard Holleitner |
anscheinend schon. Aber eine Überprüfung der Aussage von DATEV lässt sich wahrscheinlich nicht bewerkstelligen. Was soll man machen?
@bernhard_holleitner schrieb:
Ist die Nutzung wirklich so gering?
Ich glaube, das liegt eher daran, dass die Datev das "Cloud" Programm Vermögensnachfolge pushen will:
DATEV stellt zum 27.11.2025 die Funktionalität des Vorabrechners im Programm Erbschaft- und Schenkungsteuer, Art.-Nr. 40499 ein.
Ab diesem Zeitpunkt ist eine Vorabberechnung der voraussichtlichen Steuerlast über die Vorabrechner Erbschaftsteuer und Schenkungsteuer sowie über den Vorabrechner Grundstücke nicht mehr möglich.
DATEV Vermögensnachfolge bietet in reduziertem Funktionsumfang ebenfalls eine Berechnung der voraussichtlichen Steuerbelastung auf stark vereinfachter Basis an.
Das erscheint eher im Datev Interesse, als im Interesse der Genossen zu erfolgen, so nach dem Motto:
Wo gehobelt wird, da fallen Späne...
Nö, wird nicht selten genutzt, nur die Gelegenheiten sind nicht so häufig 😉
Das Problem wird eher die aufwändige Pflege des Programms in der on premises Welt sein. DATEV will ja so schnell wie möglich in das Rechenzentrum und setzt dabei voll auf MVP. Wenn der Kunde im Rechenzentrum durch Vedor-lock-in gefangen ist, braucht der Aufwand für die Programmpflege nicht mehr so groß sein - reicht doch.
Den Rest denken wir uns.
noch eine Ergänzung: Der Vorabrechner ErbSt ist aus meiner Sicht und Erfahrung ein Produkt, mit dem ich - u.U. auch im Beisein des Mandanten - eine grobe Hochrechnung vornehmen kann. Da muss es allerdings flott gehen ... Ein Grundstück mehrfach einzugeben, weil Erbquoten nicht erfasst werden können, ist gegenüber dem Mandanten, der vor mir sitzt, nicht akzeptabel. Und wenn der dann ergänzt, dass der Wert doch nicht 1 Mio, sondern eher 1,15 Mio. beträgt, wundert er sich sehr, wenn ich bei nun bei drei Erben mit unterschiedlichen Anteilen zum Taschenrechner greife und Bruchteile ausreche und eingeben. Und wenn er dann durch eine kurze Internetstörung noch mitbekommt, dass alle diese persönlichen Daten nicht bei mir in der Kanzlei sicher verwahrt sind, sondern in der Cloud gespeichert werden, wundert er sich nicht mehr, sondern ist sauer.
Das Tool ist bei jedem Beratungsgespräch zur Vermögensnachfolge im Einsatz und essentiell wichtig.
So etwas darf nicht einfach abgekündigt werden. 😢
@steuerbär schrieb:Das Tool ist bei jedem Beratungsgespräch zur Vermögensnachfolge im Einsatz und essentiell wichtig.
So etwas darf nicht einfach abgekündigt werden. 😢
<SARKASMUS> Sie müssen einfach für regelmäßige Erbschaften in der Mandantschaft sorgen. ☠️ </SARKASMUS>
Aber mal im Ernst:
Vor Jahren hat es schon die private Finanz- und Vermögensplanung getroffen. Jetzt geht es um Erbschaft- und Schenkungsteuer und Unternehmensplanung. Das alles sehr anspruchsvolle Themen. Themen, mit denen Leute zum Steuerberater gehen, die man nicht seriös mit irgendwelchen Online-Tools selbst machen kann.
DATEV will das alles nicht mehr bedienen und stellt stattdessen auf Online-MVP um. Das mag kurzfristig mehr Profit bringen. Langfristig macht sich DATEV damit aber gewöhnlich und austauschbar.
Wenn die DATEV Produkte abkündigt, die so gut wie nicht genutzt werden, verstehe ich das und letztlich ist es kaufmännisch vernünftig.
Aber in letzter Zeit werden ja wirklich immer mehr Produkte abgekündigt, bei denen ich alleine schon von vielen Kollegen im Umkreis weiß, dass sie regelmäßig im Einsatz und aus dem Kanzleiportfolio nicht wegzudenken sind.
Dazu kommen noch die Produkte, die unter neuem Namen und mit ein bisschen neuem Design ums Eck kommen. Wir sind das ja mittlerweile gewöhnt, auch wenn es uns schon nervt, wieder etwas umstellen zu müssen, aber zusätzlich dürfen das auch noch den Mandanten erklären.
Ich habe heute eh schon wieder meinem Marktplatzfrust und muss mich über diese besch... Öksystem DATEV aufregen, weil die Schnittstellen und nicht einmal die Beschreibungen zueinander passen.
Wenn DATEV für das Ökosystem verantwortlich wäre, gäbe es weder Fauna noch Flora auf dieser Erde ...
@olafbietz schrieb:Langfristig macht sich DATEV damit aber gewöhnlich und austauschbar.
Edit:
Diese ganzen Profiprogramme aus einer Hand zu bekommen, hatte so was von Genossenschaft. Jetzt immer auf einen Marktplatz mit dutzenden, teuren Einzellösungen zu verweisen, ist so gar nicht mehr genossenschaftlich.
Wie wäre es mit einer Genossenschaft DATEV 2.0, die die ganzen Abkündigungen auffängt und weiter entwickelt? Gerne ohne cloud, sondern old school on premises?
@olafbietz schrieb:Aber mal im Ernst:
Vor Jahren hat es schon die private Finanz- und Vermögensplanung getroffen. Jetzt geht es um Erbschaft- und Schenkungsteuer und Unternehmensplanung. Das alles sehr anspruchsvolle Themen. Themen, mit denen Leute zum Steuerberater gehen, die man nicht seriös mit irgendwelchen Online-Tools selbst machen kann.
DATEV will das alles nicht mehr bedienen und stellt stattdessen auf Online-MVP um. Das mag kurzfristig mehr Profit bringen. Langfristig macht sich DATEV damit aber gewöhnlich und austauschbar.
Meine Rede, das ist ob bewußt oder unbewußt die Strategie der Datev - leider.
@bodensee schrieb:
@olafbietz schrieb:Aber mal im Ernst:
Vor Jahren hat es schon die private Finanz- und Vermögensplanung getroffen. Jetzt geht es um Erbschaft- und Schenkungsteuer und Unternehmensplanung. Das alles sehr anspruchsvolle Themen. Themen, mit denen Leute zum Steuerberater gehen, die man nicht seriös mit irgendwelchen Online-Tools selbst machen kann.
DATEV will das alles nicht mehr bedienen und stellt stattdessen auf Online-MVP um. Das mag kurzfristig mehr Profit bringen. Langfristig macht sich DATEV damit aber gewöhnlich und austauschbar.
Meine Rede, das ist ob bewußt oder unbewußt die Strategie der Datev - leider.
Das ging doch schon los mit der Kündigung/Einstellung von MIDIAS.
@olafbietz schrieb:
Wie wäre es mit einer Genossenschaft DATEV 2.0, die die ganzen Abkündigungen auffängt und weiter entwickelt? Gerne ohne cloud, sondern old school on premises?
r/selfhosted ...
Was Google aus der suche nach MIDIAS macht.
OT off
Zurück zur Sache:
Gibt es eine (ggf. kostenpflichtige) Lösung die vergleichbar einfach ist? Rahmendaten bei Grundstück und Erben / Beschenkte erfassen und eine Berechnung dazu?
Hallo Herr @bernhard_holleitner ,
haben Sie als Mitglied des Vertreterrates der Datev eine Idee, wie über den Vertreterrat erreicht werden kann, dass die Kündigung des Vorabrechners zurückgenommen wird, bis eine vernünftige Alternative von der Datev bereitgestellt wird? Das hielte für sinnvoller, als (vorübergehend?) ein Alternativprodukt einzusetzen. Die Grundsteuererfahrungen bei Alternativanbietern waren zwar nicht schlecht, aber mühsam.
@StB_in die viel eher angebrachte Frage wäre in meinen Augen: Was unternimmt der Vertreterrat gegen die Stückweise Aushöhlung des Mehrwertpakets.
Hier Kündigung Vorabrechner ErbSt dort Vermögensnachfolge ....
Wobei ich mir gerade nicht sicher bin ob der Vorabrechner ErbSt Teil des Mehrwertpakets ist. 🤔
Ich will nicht sagen, dass mir die Datevkosten egal sind... aber bisher war es so, dass ich mir über die Datevkosten nicht so viel Gedanken gemacht habe, solange das Softwarepaket gut war. Deswegen finde ich Diskussionen über die Programme wichtiger als über Preise (diese Aussage ist nicht für die Datevohren bestimmt 😉
@StB_in ich bin nicht Mitglied des Vertreterrats - nur der Vertreterversammlung. Und das sind schon wichtiger Unterschiede. Natürlich kann ich in meiner Funktion als Mitglied der Vertreterversammlung (wie auch jedes andere Mitglied) diese Kündigung kritisch hinterfragen. Das macht aber nur Sinn, wenn entsprechend fundierte Aussagen zur Nutzung vorliegen - und das ist nicht der Fall.
@jjunker natürlich ist auch die allgemeine Preispolitik und auch des Leistungsumfangs immer mal wieder Gegenstand der Diskussionen mit der DATEV. Die Wahrheit ist aber auch, dass den Einnahmen (Umsatz der DATEV) auch Ausgaben (Personal, RZ, uvm.) gegenüberstehen. Und da muss man auch die Gesamtheit sehen.
Gerade als gewähter Vertreter erhält man hier entsprechenden Einblick. Umso erstaunlicher ist es, dass sich so wenig zur aktiven Wahl stellen - und auch die Wahlbeteiligung erschreckend niedrig ist.
Hallo @bernhard_holleitner ,
das sollte keine Kritik an Ihnen sein; ich finde es nur bedenklich, dass selbst in Datev Gremien engagierte Kollegen sich nach einer Lösung außerhalb der Datev umschauen müssen, weil ein bestehendes und funktionierendes Tool durch ein neues, halbgares abgelöst wird, nur weil es unbedingt eine Cloudlösung sein muss. Wer hat denn noch Zugang zu den "Oberen", wenn Programmkündigungen zwar von der Community diskutiert werden, eine Begründung der Datev dafür, ein Tool stillzulegen bevor die Nachfolgelösung zumindest den gleichen Funktionsumfang hat, nicht geliefert und diskutiert wird.
Was die Gallier über die Römer in Nürnberg sagen würden, kann ich mir denken...