Sehr geehrter Herr Saule, den Begriff „BigData“ habe ich zum ersten Mal von DATEV vor (gefühlt) 15-20 Jahren gehört. DATEV sitzt auf einem enormen Datenpool, und Sie schreiben: „In meiner Wahrnehmung als Mitarbeiter sind mir momentan keine größeren und unmittelbaren Aktivitäten bekannt, dass wir eine Art BI-Lösung anbieten würden.“ Es tut mir leid, dann verstehe ich die DATEV-Welt nicht mehr. Ein simples Beispiel: Lt. BWA sind die Personalkosten wesentlich höher als im Vorjahr. In einem ersten Schritt würde mich interessieren, ob dies daran liegt, dass Arbeitnehmer zusätzlich eingestellt wurden oder das vorhandene Personal höhere Vergütungen bekommen hat. Also hätte ich gerne eine Übersicht der Arbeitnehmer mit ihren Vergütungen des laufenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr. DATEV hat diese Daten (bei uns über LODAS), ist aber offensichtlich nicht in der Lage, diese Informationen einfach aufzubereiten. Selbst mit dem Daten-Analyse-System Personalwirtschaft bekomme ich keine derartige Übersicht, ohne mir mehrere Auswertungen nach Excel schieben und den Vergleich manuell herstellen zu müssen. „Cheftresor“ (siehe DATEV-Marktplatz) bietet diese Informationen und noch einiges mehr (wir sind derzeit erst in der Testphase). Wenn Sie Anregungen möchten, welche Analysemöglichkeiten sich der Berufsstand wünscht, werden Sie bei Cheftresor erste Anhaltspunkte finden. Hier hat (mangels Unterstützung durch DATEV!) eine Kollegin ein Tool programmieren lassen, das ihren Informationsbedarf erfüllt. Das Tool ist relativ teuer, allerdings muss es alle benötigten Daten erst aufwendig über Schnittstellen aus den DATEV-Beständen generieren und aufbereiten. DATEV hätte es hier viel leichter. Aber dieses Potenzial will man offensichtlich nicht nutzen. Zwar stimme ich grundsätzlich zu, dass es sinnvoller ist, in Ruhe die Cloud-Lösungen vernünftig weiterzuentwickeln, allerdings wird mir mit Mitte 50 langsam die Zeit knapp, wenn ich die neuen Lösungen noch vor meinem Ruhestand nutzen möchte. Die Rechnungsschreibung wird schon seit mehr als 10 Jahren nicht mehr angefasst, weil man ja die Eigenorganisation komplett neu entwickeln möchte. Auch die Wirtschaftsberatung wird nicht mehr weiterentwickelt, ebenso die Unternehmensplanung, das Frühwarnsystem usw. usw. Alles im Hinblick auf die Cloud-Strategie. Doch wann kommen die neuen Cloud-Lösungen endlich? Auch Sie, Herr Saule, reden immer nur von „mittelfristig“. Was heißt das denn in DATEV-Jahren? Haben wir wirklich alle bis 2029 Zeit? Seit 01.01.2021 ist das StaRUG in Kraft. Es regelt die Verpflichtung der Geschäftsführung einer haftungsbeschränkten Gesellschaft zur Krisenfrüherkennung und zum Krisenmanagement. Auch die Steuerberater werden dabei verstärkt in die Haftung genommen. Aber selbst nach mehr als einem Jahr gibt es dazu meines Wissens keine brauchbare Unterstützung durch DATEV. Ich hatte große Hoffnungen in den neuen Liquiditätsmonitor online gesetzt und deshalb an der erweiterten Stabilisierungsphase teilgenommen. Was die DATEV hier als Cloud-Lösung angeboten hat, ist in meinen Augen beschämend. Deshalb sind meine Erwartungen an die neuen Cloud-Lösungen der DATEV drastisch gesunken. Zumal auch die künftige DATEV-Strategie lautet: „Wir werden die Lösungen mit ihren Kernfunktionen auf den Markt bringen und sie dann nach und nach in der Funktionstiefe wachsen lassen.“ (DATEV-Magazin 5/2021, Seite 22) Das bedeutet für mich, es dauert Jahre, bis die Lösungen einigermaßen nutzbar sind. Highlights, die uns umhauen, dürften so jedenfalls nicht zu erwarten sein. Herr Saule, bitte entschuldigen Sie mein Abschweifen. Aber auf Ihre Anfrage möchte ich zweierlei deutlich machen: Ohne eine Zusage, wann überhaut mit einer Umsetzung gerechnet werden kann, und ohne die Absicht, die bei DATEV schon vorhandenen Daten möglichst weitgehend nutzbar zu machen, lohnt sich der Aufwand für ein solches Brainstorming für mich leider nicht.
... Mehr anzeigen