Nun, ich sehe es schon als "Frondienst". Bei den ÜH beträgt die Erstattung maximal 90% der Kosten. Soweit so gut.
Bei 60% sehe ich dann keine weitgehende Kostenübernahme mehr.
Man kann es u.U. schon so "gestalten", dass der Mandant ganz kostenfrei ausgeht.
Für die November und Dezemberhilfe ist der Mandant jedoch mit den Stb-Kosten belastet, da keine gesonderte Bezuschussung erfolgt; hier ist dann natürlich Augenmaß gefragt und man tritt seinen Mandanten, die sich sowieso schon in Not befinden, nicht die Tür ein.
Nun, die Anträge sind nicht sonderlich komplex und hätten ebenso gut, wie die Neustarthilfe, vom Unternehmer selbst gestellt werden können.
Die Komplexität der einzelnen ÜH-Programme erfordert ein hohes Maß an Zeitaufwand, welches sich wohl mit der Anzahl und der Übung mit der Zeit kompensieren mag.
Ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass so mancher in den ÜH´s Routine erlangt, einen Antrag zügig fertigstellt und unter Maßgabe der Erstattungssätze für diese Kosten, auch mit gutem Gewissen, gutdotierte und damit äußerst lukrative Vergütungen abrechnen kann.
Aktuell sitzen "wir" an einem Antrag im sechsstelligen Bereich, zu welchem an sich jedes einzelne Kriterium analysiert werden muss und als Sahnehäubchen noch Warenabschreibungen in nicht unbeträchtlicher Höhe anfallen, welche lt. FAQ detailliert begründet, nachvollzogen und protokolliert werden müssen; da geht es gleich mal um +/- zig-k € und wenn dann später in der Verfahrensdoku der werten Schlussprüfung etwas nicht passt, wird der Zuschuss partiell nachträglich gestrichen, aber das Geld wurde bereits an die Lieferanten weiterbezahlt. ...
Sehr dünnes Eis mit sehr vielen Fallstricken. Hinterher ist man bekanntlich immer schlauer.
Selbstredend werde ich mich da fürstlich vergüten lassen und meinen Mandanten weitgehend schonen, aber die Zeit, die hierfür aufgewendet wird, ist immens.
Ich sehe es es als Dienst am Mandanten und wenn ich ihm helfen kann, tue ich dies gerne. Wie immer.
Auf das Erschließen dieser neuen "Honorarquelle" hätte ich liebend gerne verzichtet.
Dann haben wir natürlich noch "Patienten", die einen angehen, weil man keinen Antrag stellt, obwohl der Subventionsbetrug offen im Raum steht; welche die mehr wollen, als ihnen zusteht und zumeist diejenigen, die als Erster dran sein wollen, obwohl sie es nicht nötig hätten oder sowieso kritische Anträge haben.
Diese staatliche Rekrutierung eines ganzen Berufsstandes ärgert mich immer noch massiv, weil wir quasi zur Ausführung gezwungen werden und das ist in Bezug auf den Beruf des Steuerberaters schon außergewöhnlich.
Mangels Option empfinde ich die Wortwahl "Frondienst" durchaus angebracht und treffend.
Natürlich könnte man ablehnen - aber doch nicht wirklich . . .
Wenn man seine laufenden Aufträge "Abschluss/Steuererklärungen" nicht mehr zeitnah bzw. planmäßig fertigstellen kann, wird es umso ärgerlicher.
Ich hatte es andernorts bereits erwähnt, dass ich schon ein wenig stolz darauf war, in den letzten Jahren "aufgeholt" zu haben, um die Februar-Frist weitgehend gehalten und die Steuerjahre zeitnahe abgeschlossen zu haben.
Wie soll das mit den Fällen 2020 laufen? Generelle Fristverlängerung bis 31.08. des übernächsten Jahres. Mich persönlich wirft das schon wieder ein ganzes Stück zurück. Ich bin gespannt, wie wir nächstes Jahr um Fristen, mit Kammern und allem Zipp und Zapp, betteln dürfen.
Schlussabrechnung zu den Anträgen, Prüfungen, Anfragen, Stellungnahmen usw. ?!
Vom Finanzamt riet mir letztens eine Dame an, ich solle doch jemanden einstellen . . . lass ich mal so stehen.
Die BT-Wahl ist nächstes Jahr gelaufen, Corona ist im Griff und dann muss wieder Geld ins Staatssäckel. Mas rapido !
Ich will nicht zu pessimistisch klingen, aber vor 2022 graust es mir jetzt schon.
Es soll auch Mandanten geben, die ihre Abschlussunterlagen zeitiger benötigen, mit Trost-BWAs nicht zufriedengestellt sind und habe da welche, die (zurecht) ungeduldig werden.
Nun gut, auf gewisse Weise ehrt das natürlich auch wieder unseren Berufsstand. Ein kleiner Trost, zumindest.
Uff, wieder ein bisschen Luft abgelassen... Morgen geht es weiter.
Ein herrlicher, sonniger Sonntag lädt zum wandern, Sonne genießen und eine frische-Brise-durch-den-Kopf-wehen lassen ein 😉
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