Ich habe das aktuelle DATEV Update, manchmal auch genannt Neuinstallation der Hauptversion 17.0, mit ca. 2,5h Aufwand mit direkt daneben stehen fehlerlos durchgestanden. Es war mein erstes Mal und ich bin erstaunt, wie geduldig die DATEV-Gemeinde so etwas erträgt. Ich kenn SAP aus Großkonzernen und ich kann nicht behaupten, dass es mehr Aufwand wäre, vor allem, wenn ich hier nur einen Einzelplatz habe.
Die Anzahl der Schritte und die Unmengen von Meldungen machen mich schwindelig, wenn ich bedenke, welche mögliche Fehlerrate schon aus statistischen Gründen damit verbunden ist. Mir geht es aber hier vor allem um meine persönliche produktive Zeit, die ich nicht für eine Nebensache einer Nebensache opfern will (ja es gibt in einem Unternehmen auch noch was anderes als Buchhaltung). Einige schreiben was von einer nächtlichen Installation, also wohl unbegleitet von Menschenhand. Dies scheitert bei mir am Mechanismus der automatischen Neustart-Vorbereitung, die meine verifizierte Passworteingabe für falsch hält, vermutlich ist Windows bei Microsoft-Konten etwas anders zu handhaben als DATEV es verifiziert. Egal - es kann ja auch an anderen Dingen hängen bleiben, so dass die ständige Beaufsichtigung sinnvoll wäre. Aber bitte schön: 2,5h - welche professionelle PC-Software erlaubt sich so etwas auch nur annähernd?
Ich bin interessiert, wie und warum Nutzer sich da in ihr Schicksal fügen!
Gelöst! Gehe zu Lösung.
Der Hauptgrund liegt - wie angekündigt - an der SQL-Server Installation. Dies würde auch händisch enorme Zeit fressen. Ist somit kein DATEV Ding.
@Spooz schrieb:
warum Nutzer sich da in ihr Schicksal fügen!
Weil es in der Art für die Branche StB/WP/RA meines Wissens nach noch keine public Cloud Lösung gibt; DATEV der Platzhirsch in Deutschland ist (wie Apple und Microsoft) und Alternativen / andere Anbieter andere Probleme haben und nicht unbedingt allumfassend besser sind.
Ist man Selbstständig, führt ein kleines Unternehmen oder eine kleine GmbH, gibt es mit lexOffice, Buchhaltungsbutler, sevDesk und Co. einige Cloud Alternativen, mit dem man sein Business ohne Wartung 24/7 im Browser technisch aktuell führen kann. Ebenso können einige dieser Anbieter die UStVA beim FA einreichen; mit lexOffice lässt sich auch Lohn abrechnen.
Und wenn man wechseln könnte, müsste man das auch tun. Das heißt aber immer auch: Veränderung, mit denen nicht alle immer auf Anhieb klar kommen oder gar auch nicht wollen. Daher lässt man den Aufwand sein und bleibt bei Altbewährtem.
Dieser Teil nahm bei mir max. 40 Minuten in Anspruch! Es bleiben noch 110 Minuten reines DATEV-Update.
Ich klebe an DATEV durch meinen Steuerberater. Wenn ich was anderes nähme, hätte ich eine Systemgrenze jeden Monat zu überbrücken. Den Ärger habe ich hinter mir... Aber wenn ich diesen Aufwand hier in die Waagschale werfe... Ich verstehe es einfach nicht, wie sich so ein Wust an Software-Zusammenbau entwickeln konnte. Sicher hat da Microsoft auch seinen Anteil. Ich fürchte nur es geht einem Kollaps entgegen, weil die Komplexitätsgrenzen überschritten werden.
@Spooz schrieb:
Dieser Teil nahm bei mir max. 40 Minuten in Anspruch! Es bleiben noch 110 Minuten reines DATEV-Update.
Ohne zu wissen, welche Hardware dahinter steckt, können wir nur Äpfel mit Birnen vergleichen und selbst dann gibt es noch Unterschiede in der Software - außerhalb Windows und DATEV.
@Spooz schrieb:
Ich klebe an DATEV durch meinen Steuerberater.
Schade. Unsere Mandanten nutzen einen ganzen Blumenstrauß an eigener Software, woraus wir uns Daten ziehen und diese steuerlich optimieren.
@Spooz schrieb:
Wenn ich was anderes nähme, hätte ich eine Systemgrenze jeden Monat zu überbrücken.
Es gibt einige Schnittstellen, die man nutzen kann - wenn vorhanden. Andernfalls gibt es auch da Plan B, wenn man sich auf Excel / CSV einigen kann. Da jongliert @Niklas_Tober sehr mit.
@Spooz schrieb:
Den Ärger habe ich hinter mir.
Und da hat Dich Dein Steuerberater auch zu beraten oder waren alle am Ende nur grumpy? Aber auch da fehlen Informationen aka das Fleisch am Knochen, damit man Erfahrungen oder Ideen "dagegen stellen" kann.
@Spooz schrieb:
wie sich so ein Wust an Software-Zusammenbau entwickeln konnte.
DATEV ist über 50 Jahre alt und hat mit Lochstreifen angefangen. Du kennst die deutsche Digitalisierung und deren Tempo. Da ist DATEV keine Ausnahme. Zudem hat man bis vor ein paar Jahren Kundenzufriedenheit so verstanden, dass jeder Genosse seine eigene Lösung bekam und damit happy war. Man hat also Balkon an Balkon programmiert, konnte nie so richtig modernisieren bzw. ist DATEV mit so einer Aktion zur DVD 7.0 (heute aktuell ja 17.0) böse auf die Nase gefallen. DATEV kann nur schwer auf der grünen Wiese anfangen, wenn man noch Daten aus der alten Welt braucht - deshalb ist das heute alles wenig rund, kompliziert, veraltet, langsam und nicht mit Startups zu vergleichen. Unser "Denken" in der Community ist teilweise so fern von dem, woran manch DATEV Mitarbeiter denkt, weil die Digitalisierung und die 1000 und 1 Möglichkeit viele überfahren, weil wir als Gesellschaft da nicht gut drauf verbreitet wurden und werden. Bis heute sind Schulen ... kennst Du sicher auch.
@Spooz schrieb:
Sicher hat da Microsoft auch seinen Anteil.
Hm, aber Microsoft hat den Sprung besser geschafft. Und bis heute ist MS Office eher so lala in DATEV integriert.
@Spooz schrieb:
Ich fürchte nur es geht einem Kollaps entgegen, weil die Komplexitätsgrenzen überschritten werden.
Jap. Da ist Deutschland aber auch mit Schuld dran, weil der Föderalismus auch nicht unbedingt die Dinge einfacher macht. Und unsere Regierung sind leider auch keine IT Gurus und "von oben" gibt's nicht so wirklich einen Plan. Gut, das OZG war eine Idee - wurde nichts also kommt das OZG 2.0 aber ohne verpflichtendes Datum. eAU, eRezept, digitale Patientenakte - alles Dinge, die nicht wirklich technisch überzeugen und hinken. Und selbst wenn, musst Du dann ggf. den Arzt wechseln, weil Dein Arzt bald in Rente geht und sich damit nicht mehr beschäftigen will oder auch die Mitarbeiter beim Arzt sich schwer tun. Bis heute laden unsere Mandate gelbe Zettel hoch, die es seit 01.01 nicht mehr geben sollte. Auch da: wir als Gesellschaft ändern uns extrem langsam.
Noch ein (trauriges) Beispiel aus meiner Stadt. Dazu kommt jetzt noch KI und #ChatGPT und gibt uns den Rest. Dass man mit ChatGPT anders umgehen muss als wenn man googelt und Google Dinge wie "" und - versteht ...
Eine Lohnabrechnung war bis Corona noch ganz okay zu erstellen. Mit KUG und seit 07/23 dem PUEG ist das eine einzige Katastrophe, weil wir so arbeiten wie vor 15 Jahren, weil die deutsche Technik noch nicht so weit ist. Zum PUEG soll es erst 2025 möglich sein, die Kinderdaten via Schnittstelle abzufragen. Heute trägt das jeder von Hand irgendwo ein (digital oder analog) und ...
Kurzum: Was ist der Sinn des Threads 🤔? Wo drückt der Schuh? An den nervigen Updates? Und es wurde schon mal Plan B versucht? Wie kann man Dir noch helfen? 🙌
Fakt: Du bist nicht der erste und der einzige, der so denkt. Man kann's aber nicht so ändern, als wenn man von Android auf iOS wechselt. Wobei selbst das heute eine Kunst ist, wenn man die Familie integriert hat; das SmartHome dran hängt und allerlei andere Ökosystem-technischen-Dinger samt programmierter Automatismen. Wie Excel verwendet man das Smartphone heute ebenso nur zu 10% 😇.
@Spooz ,
ich installiere und aktualisiere schon lange Datev-Programme, aber vor wenigen Tagen habe ich auch einen Einzelplatz neu mit "Datev Mittelstand Faktura mit Rechnungswesen" 'bewaffnet'
... tatsächlich schrecklich, wie lange sich das hinzieht und wie viele Neustarts erforderlich sind.
Fazit:
Eine netzweite Aktualisierung einer ganzen Reihe von Clients (z.B. 20) dauert eher kürzer, da das Meiste parallel abgearbeitet wird und außerdem das automatische Login nach einem Neustart (meist) auf allen Clients funktioniert
Vielen Dank, lieber Metalposaunist, für diese Zusammenfassung alles Unabänderlichen. Ich programmiere seit 1970 und habe mich spätestens 1990 gefragt, ob meine aufeinander aufbauenden Programmteile nicht irgendwann wie der Turm von Babel zusammenfallen. Nun weitere 33 Jahre scheint es immer noch zu funktionieren und anscheinend hat die IT-Welt es im Griff, was zu einer immer besseren Assistenz des menschlichen Denkens.
Was DATEV angeht würde dazu raten, ein neues abgespecktes NewDatev aufzubauen ohne die historische Belastung, ohne Balkone, simpel und einfach zu warten und mit Verzicht auf die letzten ca. 3% Genauigkeit für diejenigen aus der Kundschaft, die solche Einschränkungen der Komplexität vorziehen. Sollte die Finanzverwaltung oder sonstige Behörden da querkommen, können sie diese durch Schätzung in ihre Ordnung bringen.
Da bin ich voll bei Dir. Wird in einer Kanzlei allerdings echt schwierig werden, wenn man ein DATEV 2.0 parallel laufen lässt. Auch da tun sich viele Mitarbeiter dann schwer, wenn man z.B. nicht alle Dokumente im bisher gewohnten DMS findet. Da geht's heute schon los, wenn Daten zum Mandanten verteilt in Systemen liegen.
@Spooz schrieb:
und mit Verzicht auf die letzten ca. 3% Genauigkeit
Jupp. Auch da bin ich bei Dir. Auch das wird sehr schwer, weil DATEV dazu bekannt ist, alle §§§ zu 100% so zu erfüllen, wie es das §§§ gemeint hat. Insbesondere auch im Bereich Datenschutz. Da wird DATEV zu 105% stimmen statt zu 97%. Dass DATEV wegen des Datenschutzes daher ggf. ein bisschen über die eigenen Füße fällt, habe ich der DATEV auch schon gesagt. DATEV widersprach mir vehement.
Dass die Ursache dann ggf. eher in den zahlreichen §§§ samt zahlreicher Ausnahmen und wenn dann Regeln liegen könnte - bei der Tax2Tech haben wir sogar den Gedanken gehabt, die vielen §§§ statt in Worte zu fassen, soweit möglich in eine mathematische Formel. So eine ESt ist ja im Prinzip nichts anderes als plus, minus, multiplizieren und dividieren. Anders kann weder eine Nachzahlung noch Erstattung am Ende rauskommen.
@Spooz schrieb:
Sollte die Finanzverwaltung oder sonstige Behörden da querkommen
Auch da können die Prüfer nicht einfach auf die Daten zugreifen und bis heute muss man z.B. eine DVD bei DATEV bestellen, die man dem Prüfer in die Hand drückt, damit der sagt: jau, ist OK so. Früher normal, weil technisch nicht anders möglich. Heute gibt es kaum noch technische Grenzen.
@Spooz schrieb:
was zu einer immer besseren Assistenz des menschlichen Denkens.
Menschliches Denken, IT und technologischer Wandel. Noch eine Baustelle 😶. Nachricht von Ella | Without Consent
Was programmierst Du denn?
@Spooz schrieb:Mir geht es aber hier vor allem um meine persönliche produktive Zeit, die ich nicht für eine Nebensache einer Nebensache opfern will (ja es gibt in einem Unternehmen auch noch was anderes als Buchhaltung).
Warum die Buchhaltung oder zumindest die Installation überhaupt selber machen?
Unterm Strich wird es an irgendeiner Stelle mehr oder weniger Geld bzw. (persönliche Frei)Zeit kosten.