Liebe Mitlohnabrechnende,
in dieser digital beherrschbaren Welt, in der wir uns bewegen, sind wir durch sehr viele Updates verwöhnt oder genervt. es werden Lücken geschlossen, deren Existenz sich dem gesunden Menschen auf dem ersten Blick nicht als solche offenbaren.
Die Softwarehersteller und ihre hochgeschätzten oft schlaflosen Gehilfen werden schon wissen, was sie tun. Und es ist oft gut, meist notwendig, nicht immer erklärbar, aber es wird akzeptiert. Hat man denn als Nicht IT-ler eine Wahl?
Doch es gab einen Zeitpunkt, zu dem gewählt wurde.
Nämlich diese folgenschwere Änderung, die noch immer unseren Stand betrifft und bis in die letzten Ecken unserer Desktops verfolgt.
Aber wussten diejenigen, die dereinst diesen genialen Schachzug der "Vorverlegung von SV-Beitragsmeldungsterminen und Zahlungsfälligkeiten" ersannen, tief drinnen, wie nachhaltig sie dadurch den erholsamen Schlaf von Generationen von Lohnabrechnern, Steuerberatern, Unternehmern und letztendlich wiederum die geistige Gesundheit zahlloser junger und alter Programmierer beeinträchtigen, ja teils komplett unterminieren würden?
Mein Eindruck ist: NEIN. Denn wer würde sich in einer auf den Zeitraum eines kompletten Kalendermonats abgestellten Buchhaltung und Abrechnung freiwillig der Prophezeihung und der Glaskugel bedienen mögen? Wer würde ohne Not zweimal den gleichen Job machen wollen, damit einem einzigen Sachverhalt Genüge getan ist, der zu den Zeiten, als die Lohnabrechnung noch aus echtem Holz war, einer Person mit Leichtigkeit von der Hand ging, wo man heute ganze Abteilungen aufbauen muss, um sich via zwangsweiser Schätzungen und nachgeschalteter Korrekturen WORKAROUNDS zu einem Thema zusammenzubasteln, das vom damals eventuell als Motiv angeführten volkswirtschaftlichen Benefit so weit entfernt ist wie Gummistiefel von Echtholz.
Wir befinden uns kontinuierlich im Arbeitsprozess, sind eingebunden in diese monatlich wiederkehrende Routine der uns übertragenen verantwortungsvollen Aufgabe, das Meutereipotential in der noch zahlreichen, teils kurzarbeitenden Belegschaft gering zu halten, indem wir durch die von den geschätzten Kollegen einzig wahrnehmbare Frucht unserer Bemühungen - die pünktliche Einstellung der Überweisung seiner wohlverdienten Nettobeträge aufs Konto - veranlassen.
Doch wehe uns, wenn wir falsch liegen! Dann stehen sie neben deinem Schreibtisch, schauen Dir anklagend über die Schulter, seit diesem aussergewöhnlichen Jahr wird öfter telefonisch Beschwerde geführt, und dann geht bei dir die zweite Welle los:
Als ob nicht allein die Berichtigung von falschen Abrechnungen wegen Fehlern bei Steuerklassen, Kindern, Wohnort- und sonstigen Änderungen, Zuordnungsfehlern etc. nicht per se schon ausreichend Potential besäße, Deine Existenz in der Personalabteilung auch für den Rest des Monats zu rechtfertigen, nein, der wahre Clou und Höhepunkt deines Schaffens ist es nun, die durch gesetzliche Vorgaben und Prophezeihungen Deinerseits entstandenen Schätzwerte mit periodengerechtem! Leben zu erfüllen.
Im mühseligen ZWEITEN LAUF.
Hier beginnt nun das von mir angeprangerte wie künstliches Furnier anstatt soliden Parketts anmutende Konzept seinen Bezug zur Realität zu verlieren.
Denn die Erfinder dieser Regelung sind milde ausgedrückt als alltagsfremd zu bezeichnen.
Ich denke nicht, dass jemals einer der damaligen Erfinder und Unterstützer der verfrühten Beitragsmeldungen aktiv monatlich Löhne abgerechnet hat, zumindest nicht nach deren Einführung...
Doch meine Frage bezieht sich jetzt auf die Tatsache, dass sich keiner dagegen zu wehren scheint:
Sind wir wirklich so sehr in der Routine und den Workarounds gefangen, dass wir nicht selbst einmal zu meutern anfangen ?
Was ist der Grund, dass wir keine Kampfkraft für die Vereinfachung unserer Arbeit entwickeln?
Es gibt doch Alternativen!
Früher war nicht alles besser aber vieles gut, sagt Jochen Malmsheimer, und der muss es ja wissen, selbst mich als Vegetarier hat er durch gekonnten Vortrag von seiner Sicht des "Zervelat" überzeugt.
Und meines Erachtens war es gut, dass, wenn damals der Monat rum war, alle Beträge gemeldet wurden und dann die Zahlung erfolgt ist. Zu einem akzeptablen Termin!. Am 10.! Ohne diesen künstlichen Druck.
Der Druck, der uns aufoktroyiert wurde, weil sich irgendjemand Zins- oder Liquiditätsvorteile von einer vorverlegten Zahlung erhofft hat. Es mag durchaus sein, dass dieser Effekt eingetreten ist, doch ist er einmalig gewesen, verursacht aber Monat für Monat in dieser Volkswirtschaft immense Zusatzkosten ohne sichtlich fühlbaren Nutzen.
Doch durch die Umstellung wurden Lücken geschaffen, die keiner braucht. Wenn ich den Mut habe und melde zur Vermeidung von Doppelarbeit die Stunden eines Mitarbeiters komplett bis zum Ende, von dem ich nicht weiß ob er nach dem 26. des Monats vielleicht einfach abhaut, dann ist das natürlich mein Risiko. Mut zur Lücke!
Aber ich sehe so gar nicht die Notwendigkeit ein, mich auf einem primär unproduktiven Sektor wie es nun mal die Lohnabrechnung de facto ist, mit Glaskugeln, Doppelarbeit und Ahnungen beschäftigen zu müssen, wenn es schon mal einen sinnvolleren Weg gab, der einfach mutwillig zugeschüttet wurde.
In diesem besonderen Zeiten, wo überall von Erleichterungen für Unternehmen geredet wird, wo auch von Liquidität gesprochen wird die man den Unternehmen wieder erleichtert zur Verfügung stellen will, warum geht man dann nicht den Holzweg, der früher gut war, und der sich für uns wie eine frisch asphaltierte Breitestraße anfühlen würde.... und dreht das Rad zurück?
Damit auch Lohnabrechner und Programmierer und vor allem die stark gebeutelten mittelständischen Unternehmer wieder ein wenig ruhiger schlafen können.
Das Zurückstellen der "Meldeuhr" auf den Zehnten des Folgemonats wäre eine Maßnahme, für die es sich meiner Ansicht nach zu kämpfen lohnt.
Sicher würde dieses Rad zu Beginn etwas knirschen und knarzen. Doch viele von uns wollen in auch in dieser unserer Arbeit einen Sinn sehen, manche weniger, manche mehr, ich zumindest fühlte schon damals einen starken Unmut, und heute eine wachsenden Ärger über diese unnütze und unproduktive Regelung und möchte daher wissen:
Gibt es Aspekte die dafür sprechen, und die ich in meiner Wut einfach übersehen haben könnte, die in euren Augen die Meldung der Sozialversicherungsbeiträge vor dem Ende des laufenden Monats zu einem wirtschaftlich sinnvollen Konstrukt machen?
Ich lasse mich gerne belehren, denn ich sehe ja auch nur meinen bis dato ungepflasterten Teilaspekt der Welt.
Aber vielleicht ist ja eure Welt ähnlich gestrickt wie meine und ihr mögt auch lieber Echtholz als Furnier....
Dann wären wir Viele und dann hätten wir vielleicht wieder die Wahl!
Wie seht ihr das?
Frau A. G. aus D.
🙉Natürlich mache ich mich auf Stimmen gefasst, 🙈die das Ganze als nicht durchführbar und sinnfrei bewerten, doch es musste mal RAUS!🙊
Gelöst! Gehe zu Lösung.
Wo ist das Problem?
Wir rechnen meist kurz vor Monatsende mit LuG ab. Beim Monatsabschluss werden die Beitragsnachweise inkl. Schätzung und die KK-Zahlungen erstellt. Die Zahlung an die KK werden termingerecht ausgeführt. Dann von vorne.
Da bleibt nur eines zu sagen:
B R A V O
Sehr schön geschrieben.. Beruf verfehlt?
Ich versteh da Problem nicht.
Mache zwar nicht mehr viele Löhne aber rechne immer irgendwann (je nach Mandat) im Monat den Mandant ab und ggfs. wird geschätzt. Fertig..
Die programmtechnischen "Problemchen" und die Bewältigung derer liegt nicht jedem.. und das ganze drumherum hat auch ordentlich "Zunder".
Aber Routineaufgaben wie Adressen eingeben usw. gehört nicht grad dazu.
Ich mach auch lieber Abschlüsse und co.. Lohn ist schon teilweise heftig.
@Gelöschter Nutzer schrieb:
Ich mach auch lieber Abschlüsse und co.. Lohn ist schon teilweise heftig.
Ich liebe Löhne. 😍
Ich möchte weder Abschlüsse noch Buchhaltung machen (müssen).
Durch die EdV wird einem die Schätzung doch sehr erleichtert. Die Buchhaltung stimmt die Differenzen ab. 🤣😁
Es gibt Momente, da würde ich mir wünschen, zu warten, aber in der Regel funktioniert dann die Schätzung mit den Vormonatswerten.
Es gibt viele andere Dinge, wo die Energie besser drauf verwendet wäre, als der Einsatz dafür, die Schätzungne wieder abzuschaffen.
@Gelöschter Nutzer: Danke für die Blumen!
Ich schaue auf diese Thematik nicht aus Steuerberatersicht, sondern aus erster Hand der Person, die sich mit dem Chef zusammen die Stunden der Mitarbeiter aus den Fingern saugen musste.
Ich mag keine strukturellen Konflikte. Ich fühlte mich dadurch ab dem 20. des Monats unter Druck gesetzt und durch die USTVA am 10. des Monats war ich lange Jahre zwangsweise nie mehr als 2 Wochen am Stück in Urlaub.
Das hat sich zwar jetzt durch Arbeitsplatzwechsel geändert und sehr gebessert, aber meine Frage galt eigentlich mehr der inneren philosophisch-mathematischen Sinnhaftigkeit dieser Regelung. Ich denke nicht, dass damals jemand gefragt wurde, ob er das gut fände, wenn man seine Arbeit komplizierter macht als nötig.
Warum muss man sich mit dieser Schätzerei einen Fuß ins Ohr schaffen? - Antwort: weil es gesetzlich vorgegeben ist. Gegenfrage: Warum akzeptieren wir diesen Kram so kritiklos?
Es geht mir nicht darum, dass ich nicht mit Hilfe ausgeklügelter Datensätze, furchtloser Makros mit ominösen Variablen und durchtriebenen Formeln Dinge berechnen könnte, die sich die Welt freiwillig nicht antun würde - ganz im Gegenteil, mein Nachname ist "Xlsx-Accdb" ICH LIEBE DATENBANKENTWICKLUNG -
aber ich will heute einfach mal partout nicht kapieren, WARUM der geistig Gesunde so etwas machen SOLL, wenn eine einfache Lösung jahrelang vorhanden war.
Ich appeliere an alle respektierten Lohnabrechner, die lange vor mir in diesem Metier aktiv waren und das damals live erlebt haben, mir einfach zu erklären, was sich an Nutzen dahinter verbirgt.
Mir stellt sich das aktuell halt A WENG UMSTÄNDLICH dar.
Mit wochenendfrohen Grüßen
Die Renitenz aus D.
@anjuwan: Danke für den Beitrag.
Ich kann mir vorstellen, dass die ganze Sache mit der nötigen Routine sich einspielt und man nur noch Knöpfe drückt und nicht mehr drüber nachdenkt.
Auf diesen Zustand warte ich halt schon seit einigen Jahren vergebens, immer IS IRSCHENDEBBES...!
Deswegen wünsche ich ein schönes Wochenende mit Waldspaziergang und Erholung, bevor die Seele sich wieder dem Pflastertreten widmen muss.
Die Versöhnte
... ein köööööstlicher Beitrag ... ein sprachlicher Genuss ...
@vogtsburgerDanke für die Blumen,
wenn ich es recht bedenke, geht es mir häufig neben der Botschaft auch gerne um ein wenig Ironie,
wenngleich das Thema nicht verfehlt werden darf,
ein wenig Selbstkritik, gepaart mit britisch-sarkastischer Weltsicht,
daher denke ich, dass @Gelöschter Nutzer tatsächlich Recht haben mag
mit seinem Verdacht, meine Berufswahl sei ein wenig daneben gewesen.
Das Urteil möge derweil milder ausfallen.
Auch Ihnen ein angenehm warmes und erholsames Wochenende!
Letztlich ist es doch so: mal hat der mandant pech, mal hat der mandant glück und auf einem monat gesehen ist es eh egal.
p.s.: Das war kein Sarkasmus. Gefällt mir wirklich sehr gut.
Nur das Problem wird für mich verkompliziert.. ich seh es zumindest nicht.
@myfr24 ,
... das Thema "Lohnabrechnung" ist ja schon trocken genug. Da muss es die Sprache nicht auch noch sein.
... aber wenigstens erhält man als Lohnabrechner noch einen Lohn, im Gegensatz zu einem/einer Sprachkünstler(in) 😀
@myfr24 schrieb:Ich appeliere an alle respektierten Lohnabrechner, die lange vor mir in diesem Metier aktiv waren und das damals live erlebt haben, mir einfach zu erklären, was sich an Nutzen dahinter verbirgt.
Mir stellt sich das aktuell halt A WENG UMSTÄNDLICH dar.
Ganz einfach: Die Kassen haben damals mit dieser Konstruktion einen zusätzlichen Monat Einnahmen und somit dringend nötige Liquidität bekommen. Mehr steckt da eigentlich nicht hinter.
Man könnte nun darüber diskutieren, ob jetzt die Gelegenheit gut gewesen wäre, zur Entlastung der Arbeitgeber das Ganze wieder auf "normal" zurückzudrehen. Wird aber nie passieren.
Im Gegenteil, ich warte auf eine Konstruktion, die den Kassen noch einen weiteren Monat geben wird. Irgendwann wird wohl wieder so etwas ausgedacht.
Ein Grund dafür, warum ich mich geistig vor langer Zeit vom Lohn verabschiedet habe und nur noch die Basics mache, den Fachberater Lohn werde ich jedenfalls in diesem Leben nicht mehr machen. Umso mehr Respekt an die Kollegen, die sich immer noch dafür begeistern können und wirklich Bock darauf haben.
@myfr24 ,
warum hört man nichts mehr zu diesem LOHNenden Thema ?
... es hatte doch so schön eloquent angefangen
... schon eine Herausforderung in dieser schwierigen Zeit von 'LuG und KUG'
Sehr schön geschrieben 😀 ihre Beiträge.
Zumal der Liquidätsvorteil sich in Zeiten von negativ Zinsen ( Verwahrentgelt) ins Gegenteil umgedreht haben dürfte.
Aber ich selbst mache tatsächlich auch nur noch einen Lohn und da denke ich über das Schätzverfahren nicht mehr mal ansatzweise nach.
Wenn etwas geändert werden muss dann muss man das Problem bitte schön von Anfang angehen. Das Problem sind unsere Gesetze mitsamt denen die Sie fabrizieren. Werfen Sie den Sack von Gesetzen bitte in den Müll und mache etwas Neues , transparentes, verständliches dann ist die EDV Umsetzung ein Klacks, alle verstehen es und unser Leben wird deutlich einfacher angenehmer und lebenswerter.
Lieber in den Wald spazieren gehen von mir aus mit Baumumarmung anstatt von einem Gesetzestext zum nächsten und vor dort wieder zurück + Kommentierung + Urteile + EDV mäßig Umsetzung + Lexinformdokument 1 was auf 2 verweist und auf die Fußnote von Doku 1 was dann auf 3 verweist und wenn es dumm läuft kommt dann so etwas das konnten wir leider noch nicht programmtechnisch umsetzen dann müssen Sie mit SV Net oder irgendeinem anderen Programm lösen .
Da bleibt dann nur oft Kopfschütteln.
Zu Herrn Malsheimer früher war alles gut....
Das stammt von Heinz Erhart, heute ( 50-60er Jahre) ist alles besser, früher war alles gut. Vielleicht wäre es schön wenn alles wieder gut wäre.
@bodensee schrieb:
... Heinz Erhart ...
... besser ist "Heinz Erhardt", soviel Zeit muss sein ... 😉
... ist ja schließlich 'Kult' und (fast) Ihr Namensvetter 😉
Danke Herrr Vogtsburger ist mir auf die schnelle nicht aufgefallen.