Ich will an dieser Stelle mal auf einen anderen Aspekt der Digitalisierung hinweisen: Unsorgfältiges Arbeiten kann zu erheblichen Schäden (wirtschaftlich und Reputation) führen.
Digitalisierung erfordert maximale Sorgfältigkeit, wie diese für die betroffene Bank nachteilige Gerichtsentscheidung zeigt. Es geht mir dabei nicht um die betroffene Bank. Dieser Fehler kann, wie die in der Community hier anzutreffende Nachfrage zeigt.
Daher wird jeder, egal ob Berufsträger, Mitarbeiter oder auch nur Aushilfe, sich angewöhnen müssen, bei jedem Arbeitsschritt noch wesentlich sorgfältiger zu Arbeiten, als er dies aus der "analogen" Welt gewohnt ist.
An die DATEV kann ich nur appellieren bei der Softwareentwicklung weiter darauf zu achten, dass Anwender rechtzeitig Hinweise erhalten, sollten die beabsichtigten Aktionen auffällig sein.
Dazu gehört aber auch, effiziente Hilfsmittel zu haben, um die digitalen Belege auch vernünftig zu bearbeiten. Und hier mangelt es IMO bei DATEV noch außerordentlich. Wenn ich die Anmerkungen zu Steuer-Online lese, dann gruselt es mich aber ganz gehörig. 😧 😱
Gruß Achilleus
@agmü schrieb:
Digitalisierung erfordert maximale Sorgfältigkeit, wie diese für die betroffene Bank nachteilige Gerichtsentscheidung zeigt. Es geht mir dabei nicht um die betroffene Bank. Dieser Fehler kann, wie die in der Community hier anzutreffende Nachfrage zeigt.
...
An die DATEV kann ich nur appellieren bei der Softwareentwicklung weiter darauf zu achten, dass Anwender rechtzeitig Hinweise erhalten, sollten die beabsichtigten Aktionen auffällig sein.
Moin Moin,
Sorgfältigkeit ist natürlich immer oberstes Gebot und grundsätzlich stimme ich Ihnen zu.
Aber gerade die Digitalisierung sollte massiv dazu beitragen, dass Fehler gar nicht erst gemacht werden können (das fordern Sie wohl im letzten Absatz auch bei der DATEV ein). Um auf die Bank nochmal einzugehen: sicherlich hat hier ein Sachbearbeiter einen Fehler, aber vielleicht hat auch der Programmierer des Formulars zu wenig Sicherheit implementiert.
Was will ich sagen: Die Digitalisierung soll uns unterstützen und Abläufe schneller und auch schlanker machen, aber wir sollten alle ein Interesse daran haben, dass sie nicht "zu schlank" werden.
Aber natürlich gibt es Themen, die sich hervorragend für die Digitalisierung eignen, weil die Maschine es besser erledigen kann als wir Menschen: z.B. die Duplikatserkennung (hat die DATEV doch super umgesetzt) oder eine Stufe weiter - die §14-Prüfung, die ist allerdings deutlich komplexer zu programmieren.
@agmü schrieb:
... Digitalisierung erfordert maximale Sorgfältigkeit ...
... wenn ich die katastrophale Orthografie in vielen E-Mails, in vielen Posts, in vielen sonstigen Nachrichten, Berichten, Verträgen und Dokumenten sehe, dann habe ich so meine Zweifel, dass dieser Personenkreis bei anderen Gelegenheiten viel sorgfältiger arbeitet.
Selbst in Notarverträgen oder in Anwaltskorrespondenzen finden sich immer wieder viele Fehler.
... aber wenn eine Millionen-Zahlung von einzelnen Häkchen oder anderen kleinen Flüchtigkeitsfehlern abhängt, gibt es sicher auch andere Mängel im Controlling.
... dass dann 6 Augen immer noch 'blind' sind, ist ein schwerer Fehler im 'System'.
Man müsste doch das dritte und vierte Auge und das fünfte und sechste Auge dazu zwingen können, genauer hinzuschauen, z.B. mit kleinen Denksportaufgaben oder mit Plausibilitätsprüfungen😉
Nachtrag:
... in meinem Gedächtnis steht noch, dass früher formularhafte Bankaufträge nach Indien übermittelt und dort doppelt erfasst wurden, um genau solche Fehl-Erfassungen zu minimieren.
Man könnte doch bei sehr hohen Beträgen diese Zahlungen zwei- oder dreifach (unabhängig voneinander) erfassen lassen und nicht einfach 'durchwinken'
@agmü schrieb:
Daher wird jeder, egal ob Berufsträger, Mitarbeiter oder auch nur Aushilfe, sich angewöhnen müssen, bei jedem Arbeitsschritt noch wesentlich sorgfältiger zu Arbeiten, als er dies aus der "analogen" Welt gewohnt ist.
Da muss ich gleich an das Mandat von heute Morgen denken 🙈. Die gute Dame merkte an, dass sie ja nun nicht jede E-Mail prüfen kann, ob diese echt oder gefälscht sei. Gerade wenn man in Hektik ist, geht das leider nicht - äh, doch? 🤔
Und allgemein erfordert Digitalisierung eine Grundlage, auf der man aufbauen kann. Ich sollte heute Morgen prüfen, in wie weit man statt des Pendelordners DUO einsetzen kann. Ich bekam zu hören: Rechnungen per E-Mail kommen nicht an, die FortiGate hält diese wohl als Spam zurück; E-Mails allgemein kommen nicht regelmäßig, weil zu volle Postfächer den E-Mail Verkehr aufhalten; der Scanner frisst die Blätter ab einer bestimmten Anzahl; der Login in die Portale der Hersteller, zum Abruf von Nachrichten scheitert an Passwörtern, ...
Und dann komme ich mit "wir machen DUO und alles wird besser!" 😂? Ich hab's tatsächlich dankend abgelehnt, weil ich weiß, wie es geendet hätte. Das Mandat macht alles auf Papier. Sogar Rechnungen werden per Post verschickt.
Wie soll man da DUO einsetzen können, ohne, dass das Mandat nicht alles 2x macht: 1x analog, 1x digital?
@agmü: Sonst voll dabei 👍!
Ich persönlich denke in unserem Beruf ist sorgfältiges Arbeiten ein MUSS.
Und zwar egal ob das digital oder analog stattfindet.
Fehler passieren analog genauso wie digital. Auch die Datev soll davon nicht verschont sein, zumindest hatte ich auch schon Post von der Datev dass ich aufgrund eines Fehlers eines Fehlers meines Dienstleisters Datev eG eine Folgeabschätzung vornehmen sollte und überlegen ob ich den Datenschutzbeauftragten einschalten soll.
So lange Menschen Arbeiten- wird es Fehler geben. Ich bin mir daher nicht sicher ob die Sorgfalt bei digitalen Prozessen größer werden muss oder ob es nicht ein generelles Verständnisproblem mit digitalen Prozessen gibt. Ich würde eher vermuten oder meine Erfahrung spricht dafür, dass im Bereich digitales einfach unterstellt wird das ist schon richtig programmiert, der Prozess geht digital und daher ist das korrekt und richtig.
Ich weiss nicht mehr wie oft ich von der Finanzverwaltung schon hören musste dass macht das Programm und deshalb ist es richtig. Gebetsmühlenartig kommt dann von mir die immer gleiche Antwort:
Was das Programm macht interessiert mich zunächst überhaupt nicht, was steht im Gesetz und warum das Programm nicht das macht was im Gesetz steht ist ihr Problem ( das der Finanzverwaltung ).
Aber wie immer im Leben wird es vermutlich für beides digitale Fehler genauso wie analoge eine Fülle an Bsp. geben. Was überwiegt- ich weiß es nicht.
@bodensee schrieb:
... Ich bin mir daher nicht sicher ob die Sorgfalt bei digitalen Prozessen größer werden muss oder ob es nicht ein generelles Verständnisproblem mit digitalen Prozessen gibt. Ich würde eher vermuten oder meine Erfahrung spricht dafür, dass im Bereich digitales einfach unterstellt wird das ist schon richtig programmiert, der Prozess geht digital und daher ist das korrekt und richtig.
Sie sprechen einen wesentlichen Punkt an, der im Rahmen der Digitalisierung übergangen wird - und den ich in der Praxis bereits seit Jahren beobachte und kritisiere.
Das digitale Arbeiten erfordert erheblich mehr Fachkenntnisse als die analoge Tätigkeit; alleine weil viele Zwischenschritte nicht mehr selbst durchgeführt werden, sondern "quasi" unsichtbar - weil digital - und der Anwender nur noch das Ergebnis sieht. Nur wer versteht welche Schritte die Software wann und wie abarbeitet kann erkennen, ob das präsentierte Ergebnis richtig (sein kann).
@bodensee schrieb:
... Ich weiss nicht mehr wie oft ich von der Finanzverwaltung schon hören musste dass macht das Programm und deshalb ist es richtig. ....
Auch dieses Phänomen kenne ich aus eigener Erfahrung, nicht nur von der Finanzverwaltung.
Die Fehler in der analogen Welt sind / können gravierend sein; in der digitalen Welt werden diese Fehler aber nach meiner Erfahrung seltener rechtzeitig erkannt; gerade weil die Mentalität vorherrscht, wenn das Programm das so sagt muss es richtig sein.
Vielleicht bedarf es nicht nur ständiger theoretischer Schulung sondern immer wieder auch Vorkommnisse die diese Fehleranfälligkeit plastisch demonstrieren.
@vogtsburger schrieb:
@agmü schrieb:
... Digitalisierung erfordert maximale Sorgfältigkeit ...
... wenn ich die katastrophale Orthografie in vielen E-Mails, in vielen Posts, in vielen sonstigen Nachrichten, Berichten, Verträgen und Dokumenten sehe, dann habe ich so meine Zweifel, dass dieser Personenkreis bei anderen Gelegenheiten viel sorgfältiger arbeitet.
Ich bin mir in diesem Punkt aus eigener Erfahrung nicht ganz so sicher.
Obwohl ich meine Schriftsätze selbst erstelle leiste ich mir ein Sekretariat welches jeden Schriftsatz/Brief nochmals Korrekturlesen muss; einfach weil ich an mir selbst beobachte, dass ich teilweise Fehler in der Orthografie oder im Satzbau, oder aber in der Argumentation nicht mehr erkenne, denn beim Lesen antizipiere ich den zu lesenden Text, obwohl er tatsächlich nicht vorhanden ist. Die antrainierte Fähigkeit in kurzer Zeit eine Textmasse zu erfassen wird an anderer Stelle zum Hindernis ohne dass ich sagen würde, dass ich grundsätzlich dazu neige unsorgfältig zu arbeiten.
Anders als bei einem (analogen) Brief ist eine E-Mail schnell verfasst und versendet. Ein Brief hingegen liegt vor dem Versand nochmals vor dem Verfasser dem dann Fehler noch vor der Unterschrift auffallen und daher korrigiert werden können.
Diese Entschleunigung stellt für mich unter dem Aspekt der Fehlererkennung einen nicht zu unterschätzen Vorteil dar, den wir uns auch in der digitalen Welt erhalten oder erarbeiten sollten.
Im konkreten Fall ging wohl alles schief was schiefgehen konnte. Eine unklare Software und zwei Kontrolleure die ihre Aufgabe - wohl unbeabsichtigt - nicht oder nur unzureichend wahrgenommen haben.