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DATEV und Vertrauen

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letzte Antwort am 09.11.2021 09:32:32 von deusex
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münster
Aufsteiger
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Nein, es geht mir nicht um den heutigen Ausfall des RZ. So was kann und wird immer vorkommen, wobei, eine Motte (https://en.wikipedia.org/wiki/Software_bug)  wird das System nicht lahmgelegt haben.

 

Wie schon in meinem anderen Posting habe ich einem von Herrn Prof. Dr. Krug gehaltenen Vortrag gelauscht. Es wurde auch die Strategie der DATEV mit entsprechender Präsentation dargestellt. Es irritierte mich ein wenig, dass es auf den Folien und im Vortrag immer "On premise" hieß.

 

Heute habe ich meinen Schreibtisch ein wenig um die darauf liegende Fachliteratur erleichtert und mir fiel die iX in die Hände. Was stand auf der Titelseite? Die Ankündigung eines Artikels zum Thema "On premises Software". Meine Neugier war geweckt und ich habe mir meinen "Oxford Advanced Dictionary", also den Englischen Duden, geschnappt.

 

premise, n, 1 statement on which reasoning is based. 2 each of the two first parts of a syllogism. 3 (pl) house or building with its outbuildings, land, etc. ... 4 (pl) (legal) details of property, names of persons, etc in the first part of a legal agreement.

 

Was sofort auffällt ist die Verwendung des Plural im Zusammenhang mit Grundstücken, also genau gegensätzlich zum deutschen Sprachgebrauch (das Grundstück schließt alle Bestandteile ein).

 

Was mich jetzt aber ein wenig irritiert ist die Tatsache, dass es in dem Unternehmen DATEV offenbar keine Qualitätskontrolle gibt, die einen stellvertretenden CEO mit derartigen Lapsus (lat. pl ist ein langes U) den Vortrag halten lässt.

 

So wird kein Vertrauen aufgebaut. Das ist weniger mit dem Inhalt der Strategie verbunden als mit der Umsetzung. Es bleibt das Gefühl, dass, nachdem DATEV die pro Strategie in den Sand gesetzt hat und nicht mehr aus dem dem Fehlerchaos herauskommt, einfach die Cloudstrategie ausgerufen wird um von den Fehlern abzulenken.

 

DATEV hat das verlorene Vertrauen nach pro noch nicht wieder aufgebaut und es stehen die Zweifel am Horizont, das DATEV auch die Cloudstrategie versemmelt.

 

Denn die Cloud ist nicht Opas Rechenzentrum, das hat dem Vorstand vermutlich auch noch Keiner gesagt.

markusklein
Aufsteiger
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Wenn ich mich recht erinnere ist die DATEV mit DATEV Pro vor etwas über 10 Jahren an den Start gegangen. Bis zum heutigen Tag finde ich den zentralen DATEV Pro-Arbeitsplatz als zentralen Anlaufpunkt für das Tagesgeschäft überaus gelungen.
Auch an Kanzlei-Rechnungswesen Pro habe ich nichts Grundsätzliches auszusetzen.

Was auf der Strecke geblieben ist sind hauptsächlich die Bereiche Lohn und Steuern und bei der Kanzleiorganisation hat sich u. a. bei der Rechnungsschreibung und dem Kanzleicontrolling so gut wie nichts getan.

 

Die Welt hat sich in den 10 Jahren weiter gedreht. Wir haben mittlerweile fast überall verfügbares (relativ) schnelles Internet, leistungsfähige Smartphones, Tablets und Notebooks.

 

Das heißt, noch bevor der Übergang zur Pro-Linie abgeschlossen war, ergaben sich plötzlich ganz neue Möglichkeiten des mobilen Orts- und Zeitunabhängigen Arbeitens.

 

Es ist meiner Meinung nach richtig, die künftige DATEV Produktwelt genau darauf auszurichten und den Pro-Ansatz dafür aufzugeben.

 

Nehmen wir nur mal den Lohn: bisher musste man sich entweder für tagesaktuelle Daten im RZ entscheiden, dafür aber mit Probeabrechnungen hantieren (LODAS) oder aber das Programm selber stets aktuell halten und dafür sofortige Berechnungsergebnisse und Auswertungen erhalten (Lohn und Gehalt).
Beides ist in heutiger Zeit nicht mehr optimal, da gesetzliche Änderungen immer schneller implementiert werden müssen und zahlreiche Institutionen an das System angebunden sind (Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Finanzämter, Bundeszentralamt für Steuern, Arbeitsagenturen, Rentenversicherung etc.)
Darüber hinaus kommt Arbeitgebern und Arbeitnehmern als weiteren Beteiligten immer mehr Bedeutung zu.
Das alles lässt sich mit einer Cloud-Plattform wesentlich besser vernetzen als mit einer On-Premise-Insellösung. 
Voraussetzung Nummer 1 ist natürlich, dass diese höchst verfügbar ist und zuverlässig funktioniert.

Die weiteren Vorteile sind Tagesaktualität ohne zusätzlichen Installations- und Wartungsaufwand.

Die Daten sind automatisch jederzeit im RZ gesichert. Über das senden von Daten und Vorläufen muss man sich keine Gedanken mehr machen.
Einen Einspruch mal eben noch schnell nach Feierabend über das Smartphone einlegen ist problemlos möglich usw.

Man muss das ganze "nur" sehr sehr gut umsetzen.
Dann bietet es sicher eine Arbeitswelt mit ganz neuen Möglichkeiten auf die wir uns eigentlich freuen können.

 

 

 

petermäurer
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Eine "Cloud"-Anwendung setzt 100% Verfügbarkeit des RZ und des Internets voraus.

 

Ersteres ist gestern (wieder) ausgefallen. Ich selbst war im Juli fünf Tage ohne Netz, so wie der ganze Landkreis und die angrenzenden ebenso (Flut in der Eifel), weil Knotenpunkte der Telekom ausgefallen waren.

 

(Strom)Netzausfälle (und damit Ausfälle von RZ und Internet) werden sich mE mit der Abschaltung von Kraftwerken eher häufen. Ich bevorzuge Lösungen, die auf _meinem_ Computer mit _meinen_ Daten einigermaßen unabhängig von der "Lieferkette" laufen.

Policing of speech is a key pillar of any tyranny.
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markusklein
Aufsteiger
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Ihre Sichtweise kann ich grundsätzlich nachvollziehen.

 

Allerdings darf man nicht übersehen, dass ohne Internet heutzutage sowieso nichts mehr geht.

Was nützen mir die Lohndaten in meiner Kanzlei wenn diese nicht an die Krankenkassen etc. gemeldet werden können?

Das hier im Forum an anderer Stelle viel gepriesene Telemodul der Finanzverwaltung bringt rein gar nichts wenn die ELSTER-Server nicht erreichbar sind.

Ohne Internetverbindung läuft auch kein einziges IP-basiertes Telefonat.

Sämtliche Hilfsprogramme in Bezug auf Corona werden durch eine bundeseinheitliche Online-Plattform abgewickelt.

Das hat am Anfang ziemlich gehakt, mittlerweile läuft es aber und ich könnte mir den ganzen Prozess beim besten Willen nicht mit einer Vor-Ort oder Im-Haus-Lösung vorstellen.

Durch das Online-Zugangsgesetz werden diese Plattformen auch bei den Gemeinden etc. wie Pilze aus dem Boden sprießen.

Wie wollen Sie sich da langfristig davor verschließen?

 

Fazit: wir nutzen das Internet tagtäglich wie selbstverständlich und dieses Rad lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

 

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d_z_
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Und je mehr dieser Punkte als einzelnes Rädchen ausfallen können, umso labiler wird das System. Außerdem ist beim Ausfall der Elster Server oder der Server der KV klar, wer dafür verantwortlich ist. Fällt das eigene System, die Internetverbindung oder Datev aus, sieht es schon anders aus. Das Telemodul kann zumindest für die UStVA einen Ausfall von Datev kompensieren und hat weitere Vorteile. Cloud only führt zu massiven Abhängigkeiten mit den bekannten Folgen. Auch die Wirtschaft überlegt gerade, ob die geschaffenen Abhängigkeiten in den Lieferketten zu komplex geworden sind, wenn einzelne Produkte wegen eines fehlenden Teils nicht gefertigt werden können.

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petermäurer
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Ich habe natürlich nichts gegen das Internet. Aber ich möchte nicht _permanent_ online sein müssen.

 

Ich bin für Redundanz, Lagerhaltung vor Ort, wir erleben gerade den Chipmangel in der (Auto)Industrie, die ihre Läger im LKW haben. Die Optimierung ist mE zu weit gegangen.

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deusex
Experte
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@petermäurer  schrieb:

Ich habe natürlich nichts gegen das Internet. Aber ich möchte nicht _permanent_ online sein müssen.

 


Na dafür haben wir ja die DATEV, dass dies nicht passiert 😈 .

 

Spaß beiseite. Eine 100%-Verfügbarkeit zu erwarten, ist illusorisch. Das schaffen sie nicht mal in Azeroth . . . 😉

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letzte Antwort am 09.11.2021 09:32:32 von deusex
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