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beA - jetzt kommtˋs ganz Dicke, Man-in-the-middle Angriff?

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letzte Antwort am 02.01.2018 12:43:11 von akoppel
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akoppel
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Dass das ganze System per se nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt steht schon ziemlich lange in der Wikipedia drin, denn das geht ja bereits aus der Eigendarstellung der BRAK hervor (um das zu erkennen, braucht es allerdings ein paar kryptografische Kenntnisse). so wie es aussieht, kann man es wohl als Tatsache ansehen, dass sämtliche privaten Schlüssel aller Anwender bei der BRAK gespeichert sind (und zwar im HSM). Das ist kryptografisch gesehen ein absolutes No-go. Es stellt sich die durchaus berechtigte Frage, ob nicht bereits dieser Umstand dafür sorgt, dass der Anwalt seine Verschwiegenheitsvereinbarung gegenüber dem Mandanten bricht, denn der Anwalt kommuniziert über ein System, bei dem die Daten abgehört werden können. Die strategische Frage ist nicht, ob sie abgehört werden, sondern ob die Art der technischen Implementierung impliziert, dass es möglich ist. Diese Frage ist eindeutig mit ja zu beantworten. Wie auf dem CCC-Kongress so schön (unter deutlichem Beifall) gesagt wurde "Eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung sieht anders aus".
Nun zur FAX-Thematik:
So traurig das klingt, aber ja, das ist technisch möglich. Im HSM (HSM siehe Wikipedia) kann ein Empfänger gegen einen anderen Empfänger ausgetauscht werden (das wird euphemistisch "umschlüsseln" genannt). Ein neuer Empfänger kann also durchaus eine Telefax-Nummer sein. Damit ist es also ohne weiteres möglich, die eingegangenen beA-Mails auf die Telefaxe der Anwälte weiterzuleiten. Wenn nun gesagt wird, dass nur der Empfänger sowas "proaktiv" einstellen kann, so ist das schlicht Unsinn, denn die Konfiguration eines HSM ist schlicht Software und hat nichts mit Kryptogrphie zu tun.
Übrigens verstößt das ganze dann auch noch gegen den Datenschutz, denn Sie als Anwalt sind nicht nur zur Wahrung des Mandantengeheimnisses verpflichtet, sondern selbstverständlich sind Sie auch verpflichtet sicherzustellen, dass die von Ihnen genutzten Transportmedien sicher sind. Das nennt man TOMs (technisch organisatorische Maßnahmen), und gemäß EU-DSGVO und BDSG-neu müssen Sie die Details der TOMs aller der von Ihnen genutzten Dienstleister (in diesem Falle der BRAK) persönlich vorliegen haben. Man kann sich nämlich nicht damit rausreden, dass man damit nichts zu tun hat, da das Kammersache ist. Ach und übrigens: Ab Mai nächsten Jahres gilt dann eine Beweislastumkehr, das heißt, wenn irgend jemand behauptet, dass Sie gegen den Datenschutz verstoßen, dann müssen Sie beweisen (TOMs) dass Sie es nicht tun und zwar für sich selbst und für alle von Ihnen genutzten Dienstleister (Verweis auf den Dienstleister geht nicht mehr). Das ist eine der Fundamentaländerungen gegenüber jetzt. Momentan können Sie sich nämlich noch zurücklehnen und sagen "Beweis mir mal, dass ich gegen den datenschutz verstoße", das geht ab Mai nicht mehr. Und nochwas: Verstöße gegen den datenschutz können mit Ordnungsgeldern in einer Höhe bis zu 10% des Jahresumsatzes geahndet werden. Das klingt nach viel Spaß 😞

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akoppel
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In der FAQ bei der BRAK:
E. beA muss vorerst offline bleiben (Fragen und Antworten) – beA
steht unter Punkt 8:
"...Die BRAK wird daher beA solange vom Netz lassen, wie nicht alle Sicherheitsfragen gelöst sind...."
Diese Aussage ist eigentlich - wenn man sie denn wörtlich nähme - ein Todesstoß, denn es können niemals alle Sicherheitsfragen gelöst werden. Aber selbst wenn man diese akademische Betrachtung wegläßt bleiben doch einige essentielle Sicherheitsfragen offen, die auch nicht gelöst werden können (u.a. das HSM), denn das sind grundstrukturelle Konzeptionsprobleme. Derzeit gribt es die drei großen Sicherheitsfragen:
Client-Security (das womit alles angefangen hat): Lösbar aber teuer
Veraltete und somit unsichere JAVA-Komponenten: Lösbar (Umstellung auf neues JAVA), aber teuer
HSM (Man in the Middle): Unlösbare Sicherheitsfrage, da Konzeptionsproblem

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zippo
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Hm.... der ganze Spaß soll 38 Mio gekostet haben.

wir haben hier Anwälte, die genau wissen, was der User braucht. Herrn Koppel, der sich mit Programmierung und Verschlüsselung auskennt. Admins, die Lifesysteme zum testen hätten.

Ich kann zwar nur Basic, Pascal, ANSI-C und C++, aber mehr wäre auch nicht erforderlich. Wenn man einen Client baut, der ohne Browser auskommt. Dann fällt der lokale Webserver und das Schlüsselproblem komplett weg. Normale Autentifizierung gegenüber dem Server und Entschlüsselung erst im Client des Empfängers. Standard.

Mit 38 Mio. ist das doch ein Kinderspiel.

guten Rutsch aus Hamburg

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Warum läuft das eigentlich über die Kammer und wird von den Anwälten finanziert?

Und warum kommt das Geld für eine sichere Kommunikation mit den Gerichten nicht aus dem Steuersäckel?

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zippo
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Weil der Steuerzahler so einen Unfug nicht bezahlen wollen würde. Dessen Milliarden sind beim Airbus 400 M viel schöner in den Sand gesetzt Als die paar popeligen Millionen bei beA

akoppel
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Dann wird die Programmierung aber glatt mal 'ne Zehnerpotenz billiger. Als ich die Sache mit den 38 Mio gehört habe, hat's mir auch die Stimme verschlagen. Was - um Himmels willen - hat da so viel Kohle gekostet? Ich bin seit Jahrzehnten im Business, und kann es mir nicht erklären. Dabei rede ich nicht mal von der Qualität sondern einfach nur von dem, was der gesamte Leistungsumfang (eines vollfunktionsfähigen Systems) ist (besser gewesen wäre). Ich habe ein sehr großes Fragezeichen im Gesicht.

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akoppel
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Nein, die Kohle des Steuerzahlers brauchen wir, damit wir Berliner endlich unseren schönen Flughafen bekommen.

zippo
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Dann wird doch ein Deal draus. Nehmen wir noch ein paar Praktikanten, kostet die Programmierung 2 Mio. Test 1 Mio.

Schmiergelder bei BRAK und Justizministeruim.... 500K müsste reichen. Gewinn: gut 34 Mio.

Das gruselige ist: Das würde funktionieren und es wäre besser als alles, was jetzt auf uns zu kommt.

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zippo
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@Datev: Sie haben die manpower, die Erfahrung, ein RZ, beste Kontakte und eine gute Reputation. Mit DATEV-Smartcards arbeiten wir seit Jahren, und Java verwenden Sie auch nicht.

Also alles, was die BRAK jetzt braucht, um die Situation zu retten.

Bieten Sie sich doch als Retter an. Selbst von Null aus kriegen Sie das locker in einem Jahr hin. Und zwar sauber und sicher. (Und ohne Silverlight :-))

Gruß aus Hamburg

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Michael-Renz
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Würde mich sehr freuen, wenn die BRAK auf ein seriöses und nicht durch sharholdervalue versautes Unternehmen wie DATEV zukommen würde.

Aber ehrlich: nachdem die Karre im Dreck sitzt jetzt noch einen zu finden, der sich das antut??? Wenn ich Chef eines IT-Unternehmens wäre, hätte ich keinen Bock auf eine technisch kaputte und im Marketing völlig versaute unter höchster Kritik stehende Aufgabe - das kann bloß noch „in die Hose gehen“

Sollen doch lieber die Vorturner von ATOS mit der schon kassierten Kohle zeigen, dass sie doch nicht völlig unfähig sind.

Beste Grüße
RA Michael Renz, Stuttgart
zippo
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Ne, genau umgekehrt.

wenn ich die Ressourcen und Kontakte hätte, würde ich sofort zuschlagen. Die Aufgabe ist technisch relativ simpel. Herr Koppel hat das ja schon prima erklärt. Wenn man die Hintertüren ausbaut, wird es sogar noch einfacher.

Jetzt, wo der Schrott und dessen Kosten öffentlich sind, kann man doch hingehen und sagen: Wir machen das billiger, transparenter und besser. Wir lassen den CCC jederzeit gucken und ggf. meckern. Wir verschlüsseln ernsthaft Ende-zu-Ende (Die Vertretungen müssen die Kanzleien selbst organisieren, wie bisher auch) und wir machen den Code öffentlich.

Die BRAK könnte sagen: Sorry, wir haben auf ein falsches Pferd gesetzt, kommt nicht mehr vor. Wir geben ATOS keinen Cent, und jetzt macht das jemand, der sich damit auskennt.

Und zumindest in interdisziplinären Kanzleien haben die Anwälte eh schon alle Datev-Anwalt-Pro. Die wären über eine direkte Integration sicher nicht unglücklich.

Wenn ich jetzt in Nürnberg säße, .... 🙂

Gelöschter Nutzer
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Leute was regt ihr euch denn so auf?

Ich möchte nur einmal an das Projekt "Gesundheitskarte" erinnern. Lt. Wikipedia hat die Gesundheitskarte bis heute Milliarden gekostet und kann absolut gar nichts, was nicht jede andere Chipkarte für wenige Euro kann. Und wer regt sich hier denn noch auf?

Die beA ist halt einfach nur wieder ein deutsches Vorzeigeprojekt, was in der Versenkung verschwinden wird, zig Millionen (ich hoffe nicht auch Milliarden) kostet und nichts bringt.

Geld ist genug da, man muss halt nur wissen für was man es ausgibt. Irgendjemand wird sich an dem Projekt schon so richtig gesund stossen.

Ich wünsche allen und auch der DATEV ein frohes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Gruß A. Martens

agmü
Meister
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Für die "Gesundheitskarte" wurde meines Wissens nach keine Sonderumlage von den versicherten Erhoben.

Wenn ich schon für ein System bezahlen muss, dessen Funktionsfähigkeit seit zwei Jahren nicht im Ansatz zu sehen ist, darf man sich über die unsinnige Mittelverwendung aufregen.

Der in der Community wiedergegebene Link zum Vortrag des CCC fand ich in dieser Beziehung höchst Interessant.  In diesem Vortrag liegt weiterer Sprengstoff den scheinbar noch keiner wirklich bemerkt hat.

Andreas G. Müller - Rechtsanwalt -
frei nach dem Motto: "Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter."
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akoppel
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Einer der Dreh- und Angelpunkte dürfte die nicht vorhandene Ende zu Ende Verschlüsselung sein. Zitat von der BRAK-Webseite:
"Über das beA versandte und empfangene Nachrichten sind Ende-zu-Ende verschlüsselt. Das bedeutet, dass sie auf dem Computer des Absenders verschlüsselt und erst auf dem Computer des Empfängers entschlüsselt werden. Während der Übertragung sind sie durchgehend verschlüsselt. Niemand außer dem vorgesehenen Empfänger (oder einer von diesem berechtigten Person) kann von dem Inhalt der Nachricht Kenntnis nehmen. Dies gilt auch nach der Übertragung; auch bereits gelesene Nachrichten im Posteingang können nur von dem Empfänger (oder einer von diesem berechtigten Person) gelesen werden. Detailinformationen zum Verschlüsselungsverfahren finden Sie hier."
Wenn man auf den Link mit der Bezeichnung "hier" klickt, kommen diverse technische Erläuterungen, die bei versierter Betrachtung schon mal der obigen Aussage widersprechen. Es mag eine Frage sein, ob überhaupt eine Ende zu Ende Verschlüsselung gefordert wird, gebracht wird sie auf alle Fälle nicht. Man kann in der Sache ggf. juristisch argumentieren, technisch jedoch nicht. Es obliegt der Anwaltschaft (und dem Gesetzgeber), ob die Darstellung akzeptiert wird (unter Ignorierung der rein technisch-formal-kryptographischen Definition).
Ein nicht unerheblicher Knackpunkt ist - neben der Tatsache, dass überhaupt Java eingesetzt wird - auch der vorgebrachte Punkt, dass die zum Einsatz kommenden Java-Komponenten alle End of Life sind, es also keine Sicherheitsupdates mehr gibt (und das ausgerechnet bei JAVA, einem der meistangegriffenen Systeme überhaupt).
Die Lösung des ursprünglichen, ersten Problems ist da eher noch eine Kleinigkeit (außer, dass diese Kleinigkeit irgendwas zwischen 3 bis 10 Mio kosten wird (3 Mio, wenn nur alle 165.000 Anwälte neue, geänderte Software aufspielen müssen, 10 Mio, wenn auch alle Anwälte neue, eigene Zertifikate kaufen müssen).

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letzte Antwort am 02.01.2018 12:43:11 von akoppel
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