Ausgangssituation:
Ein Mitarbeiter hat eine Rechnung vorbereitet und ich möchte mir diese nun anschauen und freigeben.
Comfort-Lösung von DATEV:
"Lieber DATEV-Anwender eine Ansicht der Rechnung und eine Korrektur am Auftrag zeitgleich ist leider bei dem jetzigen Entwicklungsstand von EO comfort ausgeschlossen. Bitte schließen Sie alle Word-Fenster der Rechnungsvorschau und auch das Fenster Fakturierung. Dann können Sie gemütlich weiterarbeiten."
EO comfort ist somit ein ausgezeichneter Gedächtnistrainer, da wir oft umfangreiche Rechnungen mit umfangreichen Texten haben, muss ich mir meine Korrekturwünsche inkl. der betreffenden Rechnungsposition merken, um später im Auftrag in der Arbeitsmappe „Vergütung“ die richtigen Änderungen vornehmen zu können. Und wegen der vielen Klicks (17 an der Zahl – wenn man ein gutes Gedächtnis schon hat und obigen Weg nur einmal durchlaufen muss) ist EO comfort auch ein sehr interessantes Programm für Ergotherapeuten, die den linken Zeigefinger der rechten Hand therapieren müssen.
Konkrete Verbesserungsvorschläge:
Dadurch könnten obige 17 unnötige und umständliche Klicks durch lediglich 3-5 komfortable Klicks ersetzt werden.
Dann wäre der Name EO comfort evtl. gerechtfertigt.
Bei uns in der Kanzlei wären dass dann bei mir ca. 10.000 gesparte Klicks im Jahr. Da der Mitarbeiter, der die Rechnungen vorbereitet das gleiche Problem hat und ggf. Kollegen die sich die Rechnung auch anschauen, da wir oft im Team arbeiten, kommt ein gigantisches Geklicke über das Jahr zustande.
Ralf Blum
ein genervter unzufriedener aber konstruktiver EO comfort Kunde
Herr Blum, in Ihren freitäglichen Kolumnen erkenne ich uns vor 15 Jahren wieder. Und da sah es noch wesentlich übler aus. Mein Anwenderwunsch ist, dass wir am liebsten zurück zu EO classic wechseln würden. Die Datenmigration zurück ermöglicht DATEV nur leider nicht...
Ich kann Ihnen nur den Tipp geben, Ihre eigenen Prozesse zu hinterfragen. Sonst werden Sie bei EO comfort auf Dauer wahnsinnig...
Konkret an dieser Stelle wollen Sie folgendes erreichen: Sie möchten die Rechnung kontrollieren, bevor sie fakturiert wird. Dafür ist die Fakturierung, die letztlich eines der zahlreichen Relikte des alten EO comforts ist (Pro-Umstellung ist nie passiert), aus meiner Sicht nur bedingt geeignet; auch wenn Sie der einzige Ort ist, um die Optik zu kontrollieren. Die Fakturierung ist letztlich nur noch das Tool, das Word "hijackt" und mit Daten füttert, um schließlich die Rechnung abzulegen, drucken zu lassen (mit der ebenfalls noch grausigen Drucksteuerung aus finsterster Vergangenheit). Da währenddessen sichergestellt sein muss, dass niemand anders die Daten ändert (Konsistenz gewährleisten), hagelt es Sperren. Verständlich, aber natürlich für einen normalen Menschen absolut unkomfortabel.
Arbeiten Sie zur inhaltlichen Kontrolle lieber mit den Aufträgen selbst. Dort bietet sich im Ordner Abrechnung der Reiter Vergütung an. Nutzen Sie die Detailansicht. Alle fettgedruckten Gebührenpositionen enthalten von den Mitarbeitern kalkulierte Werte. Die können Sie zielgerichtet bspw. mit den Pfeiltasten durchlaufen und dabei den Rechnungstext kontrollieren. Alles gut? Dann zurück in die Listenansicht und oben positionsübergreifend unter Vergütung im Pulldown die Rechnungsfreigabe erteilen. Überlassen Sie den Druck einer zentralen Stelle im Büro. Über Filter können die sich automatisch die freigegebenen Rechnungen drucken lassen. Geht es nur um die zahlenmäßige Kontrolle der Aufträge, sind entweder Visualisierungen direkt im Arbeitsplatz (Gebühren, Aufwand etc. direkt in den Übersichten einblenden) oder im Auftrag im Ordner Nachbetrachtung der Plan-/Istvergleich sinnvoll.
Es schadet natürlich auch nicht, interne Abläufe so zu gestalten, dass man individuelle Texte möglichst beschränkt auf bestimmte Gebührenpositionen. Das spart eine Menge Fehler. Und last but not least: bevor man sich totkontrolliert, macht es in Einzelfällen vielleicht auch Sinn, lieber ein bisschen Mut zur Lücke (zum Tippfehler) zu haben und beim Auftreten eines solchen einfach die gedruckte Rechnung zu stornieren und dann den Auftrag zu korrigieren.
Es gibt 1000 Möglichkeiten.
Eine wirkliche Verbesserung kann es erst geben, wenn DATEV mit Hijacken von Word aufhört und die Rechnung mit eigenen Werkzeugen schreibt (mit Interesse sehe ich in Kanzlei-Rechnungswesen im Mahnwesen, dass die ersten Gehversuche dort unternommen werden). Ein Traum wäre bspw. in einer performant aus dem Auftrag aufzurufenden Seitenansicht der komplett gelayouteten Rechnung direkt die Rechnungstexte etc. anpassen zu können, um dann banal auf drucken zu klicken. Der Alptraum der Entwickler, eigentlich eine Selbstverständlichkeit für den Nutzer. Sie haben - Netiquette oder nicht - recht damit, dass viele Dinge mit "comfort" nicht viel zu tun haben.
EO comfort ist leider das Paradebeispiel für ein Anwendungsmonster, wo viel zu viel Klein-Klein im Unterbauch (zig Tabellen in Datenbanken) viel zu wenig miteinander verknüpft wird und wo zig Anwendungen und Module daran arbeiten, die normale Arbeit zu bewerkstelligen. Es fehlt der rote Faden (von mir aus auch grün, wenn es hilft) und der eine Guss - dass "Prozesse" in der Kanzlei vielleicht nicht optimal sind, ist oft nur die halbe Wahrheit. Es ist schon viel besser geworden, aber noch lange nicht gut...