Sehr geehrter Herr Widmann, vielen Dank für Ihre Ausführungen zum Wochenende. Sie schreiben: "Vielen Dank für den regen Austausch und die Offenheit, die hier stattfindet. Fragen und Kritik ermöglichen uns, ein besseres Verständnis der Situation zu erlangen und Verbesserungen zu schaffen." Wo sehen Sie denn das Potenzial konkret Verbesserungen zu schaffen? In der proaktiven Kommunikation oder in der Transparenz von Entscheidungen der Gremien? Weiterhin: "Ob und unter welchen Umständen es von fino taxtech auch ein Angebot von GrundsteuerDigital für Privatpersonen geben kann, war ebenfalls bereits Gegenstand von Diskussionen hier in der Community und das Vorgehen war mit den DATEV-Gremien abgestimmt. " Darf ich vermuten, dass Herr Christ als CEO von Fino mit seinem unzweifelhaft anderslautenden Statement (DNA usw.) vom November 2021 hier in der Community nicht in diese Abstimmung einbezogen war? Oder erfolge diese Abstimmung zeitlich nachgelagert? Wie belegen Sie Ihre Aussage: "Dadurch wird schließlich an keinem Punkt Geschäft unserer Mitglieder substituiert." Verfügen Sie hier über empirische Nachweise oder handelt es sich eher um eine Vermutung? "Und sollte ein privater Nutzer feststellen, dass er sich doch über- bzw. die Komplexität seines Falls unterschätzt hat, ist der Hinweis auf den Berufsstand bereits platziert. Wenn Banken, von denen ja eine Reihe zu den Vertriebspartnern zählen, statt der fino-Lösung die eines anderen Anbieters integrieren würden, würde diese Platzierung ganz sicher nicht erfolgen." Hier setzt ja die Kritik ein, wir Steuerberater möchten nicht Hotline spielen, für zunächst beratungsunwillige Steuerpflichtige, die dann an irgendeiner Stelle nicht weiterkommen. Diese erwarten dann eine Lösung, die es auch aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen nicht wie erwartet geben kann. Auch dies wurde hier bereits dargelegt. Es entsteht also eine sog. Erwartungslücke beim Steuerpflichtigen, die wer schließen darf? Wenn die Lösung von einem anderen Anbieter ohne Smart-Experts Anbindung vertrieben wird, dann wird der Kunde z.B. bei der Volksbank aber nicht bei einem Berufsträger anrufen. Und wir können unserem Kerngeschäft nachgehen. Und unsere beratungswilligen Kunden werden nicht durch eine White-Label-Lösung der vom StB eingesetzten Software von Ihrem Vorhaben Ihren Steuerberater zu beauftragen abgehalten. Sie schreiben: "Und dass eine umfängliche Beratungsleistung der Kanzlei anders bepreist wird als eine reine Softwarelösung, versteht sich von selbst." Es wäre sicherlich unser aller Wunsch, dass Sie hier Recht haben würden. Nur die Realität im Kanzleialltag ist leider eine andere. Den Vorschlag eines (Pflicht-)Praktikums von DATEV-Mitarbeitern in einer Steuerberatungskanzlei empfand ich hier als charmant. Sie führen aus: "Das nun unter verschiedenen Namen verfügbare Basisprodukt für Privatpersonen ist nämlich keinesfalls identisch mit GrundsteuerDigital. Es verfügt z.B. nicht über die Möglichkeit, Land- und Forstwirschaftliche Betriebe oder Unternehmen zu bearbeiten, ermöglicht keine Massenverarbeitung, kann keine Stammdaten übernehmen und hat keine Schnittstellen in andere Programme." Auch hier hilft Ihr Standpunkt in der Praxis nicht weiter. Diese Features interessieren den Privatkunden doch nicht. Er möchte die vordefinierte Leistung einer richtigen Grundsteuererklärung zum günstigsten Preis. Entsprechend ist ihm auch der Leistungserstellungsprozess ziemlich egal.. Die Betrachtung des Kunden erfolgt stets vom Ende her. Das ist jetzt aber wirklich sehr basales Wissen der BWL und der Mikroökonomie. "Es dient nur zur Erfassung der Einfachfälle, die für die Kanzleien häufig nicht im Fokus stehen.! Dies ist zutreffend, genau daher legen wir in diesen Fällen auch keinen Wert auf die Verlinkung über SmartExperts, wenn die Steuerpflichtigen dann doch nicht weiterkommen (siehe oben - Erwartungslücke). Ihre Einschätzung: "Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, so sehen wir das Produkt GrundsteuerDigital auf einem sehr guten Weg." begründen Sie mit welchen Fakten? Sehr gut ist die bestmögliche Benotung. Diese sollte bei der Vergabe dann doch begründet werden. Ich fasse nochmals kurz zusammen: - Sie sehen Raum für Verbesserungen ohne diese zu konkretisieren - die Vorgehensweise wurde mit den Gremien, d.h. Vorstand und Aufsichtsrat abgestimmt - die Vorgehensweise wurde von diesen nicht proaktiv und transparent kommuniziert - der CEO der Tochtergesellschaft hat noch im November eine entgegengesetzte Aussage schriftlich zu Protokoll gegeben - Die DATEV hat (auch als Mehrheitsgesellschafter) reagiert und fino taxtech tatkräftig im Service für unsere Mitglieder unterstützt. Dann hoffen wir mal, dass dies entgeltlich geschah, da nunmehr auch andere von diesen Leistungen profitieren werden. Ich darf Ihnen meinerseits mitteilen, dass ich das Management der Vorgehensweise unverändert eher mit ungenügend benoten würde statt mit sehr gut. Und es hinterlässt in Folge von Intransparenz, Falschaussagen und einer noch nicht benannten möglichen Einsicht die substanzielle Befürchtung, dass dies mit anderen Lösungen aus dem Öko-System nicht besser laufen wird. Stichwort: Principal-Agent-Theorie. Beste Grüße und ebenso ein schönes Wochenende! R. Geiler
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